Sandsteine, Steinbrüche und Steinhauer
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- Kategorie: HISTORIC
- Erstellt am Dienstag, 24. Januar 2012 22:46
- Zuletzt aktualisiert am Freitag, 27. April 2012 23:48
- Geschrieben von J. Riedinger
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Grenzdispute am Jägersitz-Steinbruch
Das Steinebrechen im Jägersitz-Steinbruch musste 1906 eingestellt werden, da die Sulzfelder
Steinbrecher teilweise 2 m bis an die Mühlbacher Grenze herankamen. Die nun folgenden
Grenzüberschreitungsverhandlungen wurden aus Konkurrenzgründen abgelehnt. Dabei ist
auch die ironische Bemerkung gefallen, dass wir jetzt die Sulzfelder Bobel in ihre Schranken
verwiesen haben. 1932 wurden wieder neue Verhandlungen aufgenommen. Nun erhofften
sich die Sulzfelder 1 ha Gelände entlang des Jägersitz-Steinbruchs in östlicher Richtung.
Die Mühlbacher aber forderten im Gegenzug, dass die Ortsgrenze zwischen Mühlbach und
Sulzfeld auf die Ravensburg verlegt werden solle. Dieser unverschämten Forderung wollten
weder die Freiherren von Göler noch die Sulzfelder entsprechen. Der Mühlbacher Anspruch
hingegen basierte auf einem uralten, historischen Hintergrund:
80 Jahre vor der ersten Erwähnung Mühlbachs fand das Bestehen der Mühlbacher Steinbrüche
im Mühlbacher Wald eine erste urkundliche Erwähnung. In Germersheim urteilte das damals
zuständige Hofgericht im Jahr 1370 mit Willen des Pfalzgrafen Ruprecht I. mit Mühlbach und
den Freiherren von Göler als Besitzer des Steinbruchwaldes, welche auch die Steinbrüche
von Mühlbach haben wollten.
In diesem Urteil des Pfalzgrafen wurde die noch heute kompliziert verlaufende Grenze zwischen
Sulzfeld und Mühlbach festgelegt. Darauf wird ersichtlich, dass schon damals die streitsüchtigen
Freiherren von Göler des niederen Adels ihren Einflussbereich auf die Mühlbacher Sandsteine
ausdehnen wollten. Für ihre gerade erbaute Ravensburg brauchten sie ständig Nachschub an
sandsteinen, deshalb erkannten sie die Bedeutung der im Mühlbacher Steinbruch liegenden
Bausubstanz. Allerdings hatten sie nicht mit dem Urteil des Pfalzgrafen gerechnet (siehe
Quellenanhang). Anscheinend hatten die Mühlbacher den damaligen, gierigen Griff der
Freiherren von Göler nicht vergessen und zahlten nach über 550 Jahren diesen zurück.
Der unmögliche Grenzverlauf zur Ravensburg als Vorbedingung sollte nun vor einigen,
Jahren als Bumerang zurückkommen, 1995 wollten einige Mühlbacher Steinbruchunternehmen
im Sulzfelder Jägersitz-Steinbruch in Richtung Mühlbach wieder Sandsteine ausbrechen.
Sie haben erkannt, dass hier die Steinqualität sehr gut ist und der Abbau problemlos zu bewältigen wäre.
Dieses geniale Vorhaben erforderte aber die Sulzfelder Genehmigung, welche verweigert wurde.
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