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Sandsteine, Steinbrüche und Steinhauer

Details

 

Vom Felsgestein zur Schießscharte

Als 600 n.Chr, die Alemannen von den Franken bis unterhalb der Murg aus dem Kraichgau vertrieben wurden,
kam die Zeit einer zögerlichen Erinnerung der Franken zu unserem Sandstein. Bei dieser fränkischen Einverleibung
begann um 800 n.Chr. der Ausbau und die Verwaltung unseres Gebiets durch den fränkischen Hof und den
nahestehenden Großbauern, so genannte Lehensherren. In diese Zeit fiel vermutlich auch der erste Bau für eine
Sulzfelder Tiefburg, die auf dem heutigen Gelände der Gutsverwaltung aufgebaut wurde. Diese Tiefburg brauchte
auch Schießscharten. Die benötigte Steinqualität konnte aus den herumliegenden Sandsteinfindlingen nicht hergestellt
werden. Diese wurden, nach römischer Art, aus den tieferen Lagen der Jägersitzfelswand herausgebrochen.
Einer dieser so genannten Kosakensteine sollte mitsamt der Familie Lapisarius seinen Schicksalsweg gehen.

Lassen wir diesen gravierenden Lebensabschnitt von Flavius selbst erzählen.

Schon seit einigen Tagen bemerkte ich, dass oberhalb von uns die verschiedenen Schichten abgetragen und
wegtransportiert wurden. Danach geschah wochenlang nichts und wir waren Wind und Wetter ungeschützt
ausgesetzt. Zuvor befanden wir uns immer wohl geborgen im Gestein. Eines Tages, in aller Herrgottsfrüh, trat
eine mürrische Gruppe näher und schlug uns von oben her Löcher mit einem speziellen Handbohrmeißel in unsere
harten Oberteile. Loch an Loch, als hätten sie nichts anderes zu tun. Dann wurde in den Löchern herumgestochert
und gleich danach passende Weidenstäbe hinein geschlagen. Von oben her wurden die Holzstäbe mit Wasser
benetzt, wobei auch Wasser an unserem Stein herunterlief.

Wie durch Zauberei lösten sich durch die aufgeschwollenen Holzstäbe stramme Quader aus dem ehemals festen Stein.
Jetzt wurde gehebelt und gestoßen, an Seilwinden gezogen. Es folgte ein Ruck, der durch Mark und Bein ging und
wir lagen der Länge nach auf dem Boden,

Aber wie sich schnell herausstellte, hatten wir es mit schlauen Burschen zu tun. Die wussten genau, wie man zur
Sache geht und schlugen in unserer Mitte ein weiteres Loch. In dieses wurde der so genannte Wolf mit seitlichen
Klemmeisen eingeschlagen. Der Wolf hatte oben einen Durchschlupf in dem ein Seilhaken eingehängt wurde.
Das erforderliche Seil wurde mit einem Flaschenzug am oberen

Ende eines Dreifußhebebocks, auch Geiß genannt, befestigt. Jetzt wurden wir mit Hauruck auf einen zweirädrigen
Handwagen mit einer langen Hebelarmdeichsel gelegt. Mit diesem Handwagen, der auch Eidechse genannt wurde,
konnte unser Block transportiert werden. Zunächst lag die Zwischenstation der einseitig geöffneten Steinhauerhütte
an, wo wir nochmals umgepackt wurden. Hier wurden wir abermals mit diesem Dreigestell, der Geiß, auf stabile,
hölzerne Arbeitsblöcke verfrachtet, um von den Steinstoßern nach allen Regeln der Kunst zerlegt zu werden.
Die eingeschlagenen, richtungsweisenden Stahlkeile taten das Ihrige, um zu begradigen und zu trennen. Was übrig
blieb, waren kleine Quader von etwa 30x30x60 cm Größe. Weg da! Weg da! Jetzt kommen die Steinhauer!
Es hämmern die Fäustel und klingen die Eisen, es schimpfen die Meister und scheppern die Meißel und Licht fällt
durch ein langes, konisches Loch.

Hört! Hört! Wir werden eine Schießscharte. Es wurde wieder Morgen und Abend unter der Fuchtel von Spitz-,
Schlag- und Scharriereisen. Außen wurden wir noch mit dem Steinhobel in eine feine Oberfläche gebracht.

 

RSS Icon Kommentare (2)

  • Gottfried Eigenmann, CH4106 THERWIL, Schweiz
    Auf der Suche nach Info zu Sulzfelder Steinbrüchen und Steinmetzen um das Jahr 1900 (+-) bin ich auf Ihren Artikel gestossen. Mein Vater, der in Sulzfeld aufwuchs, arbeitete zu dieser Zeit in einem dieser Steinbrüche und wanderte um 1900 - 1913 in die Schweiz aus. Es gibt dürftige Hinweise, dass er auch in Basel am Münster arbeitete. Gibt es weitere Hinweise, die das in mehr Detail beleuchten würden. Ich habe vor einigen Jahren eine Zusammenstellung der EIGENMANN Familien im Kraichgau verfasst. Eine kurze Antwort zu meiner Frage würde mich sehr freuen. Freundliche Grüsse - Godi Eigenmann, Therwil, Schweiz
  • Nikolai Wandruszka
    Meine beiden Urgroßväter hatten hiermit zu tun: Christian Pfefferle (1885-1932) war Steinbrecher, ere wohnte anfangs "bei Straub im 2. Stock neben dem Gasthof Engel in der Hauptstraße zur Miete. Sein anfänglicher Besitz (1891) bestand in einem Acker und einer Ziege. Am 7.4.1897 erwirbt er von Wilhelm Wolfmüller das Grundstück nr.340 (Hofraite im Ortsetter von 7 a 74 qm) und den 2. Stock des Wohnhauses nr.152 mit gewölbtem Keller unter dem Balkenkeller, samt Scheuer mit Stall sowie die zwei unteren Schweineställe in der Neuhöferstraße für 2800 Mark. Mit dem Kauf von zwei Äckern 1898 erfolgte die Erwerbung der ersten Kuh im selben Jahr. Am 9.1.1903 Verpflichtung zum Gemeinderat. Es folgten weitere Landerwerbungen und schließlich 1911 sein erstes Pferd. Im Februar 1920 konnte er schließlich den unteren Stock des Hauses in der Neuhöferstraße erwerben, wo seine Mutter dann lebte. Er hatte sich vom Steinbrecher zum besitzenden Landwirt hochgearbeitet. 6.6.1926 Teilnahme am 50jährigen Stiftungsfest des Militärvereins Sulzfeld". Der andere Urgroßvater Jakob Mehl (1857-1934), der "Brettemer Mehl" war Arbeiter am Tunnelbau (1870er Jahre), bevor er 11 Jahre als Kutscher und Hausdiener im Hotel Krone Post in Bretten arbeitete (Quelle:"Alt und lebenssatt" - Ahnenliste Mehl/Pfefferle (7.4.2019))

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