Sandsteine, Steinbrüche und Steinhauer
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- Kategorie: HISTORIC
- Erstellt am Dienstag, 24. Januar 2012 22:46
- Zuletzt aktualisiert am Freitag, 27. April 2012 23:48
- Geschrieben von J. Riedinger
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Der geheimnisvolle Gedenkstein
Nachdem wir jetzt ein fertiger Schießschartenstein waren, wurden Wir mit lautem Geschrei, holpernd
und stolpernd zur halbfertigen Tiefburg gekarrt. Jetzt ging es hoch hinaus, uns waren schöne, erhabene
Plätze zugedacht. Nun war endlich etwas los. Gute 200 Jahre flogen mit Kampfgeschrei Speere und
Pfeile durch uns hindurch. Sehr oft hörten wir bei Sturm die Windharfen wie ein Orchester singen.
Gerade als es so schön war, ist unsere Tiefburgmauer im 11. Jahrhundert durch Unterspülung eingestürzt.
Mit anderem Abraum waren wie 450 Jahre lang in einer Stein- und Schutthalde abgeschrieben.
Um 1570 artete unser Dasein in Stress aus, denn wir wurden in die Mauer des Friedhofes eingefügt.
100 Jahre später bekamen wir die Ehre, dass aus unserer Außenfiäche der Bibelspruch:
,Seid fröhlich in Hoffnung, geduldig in Trübsal, haltet an am Gebet" eingemeißelt wurde.
Jetzt waren wir ein Gedenkstein, hatten etwas zu sagen und konnten all den Vorrübergehenden
Trost geben. Wieder 400 Jahre später war der Erddruck hinter unserer Mauer einfach zu viel.
Ohne dass unsere vorausgehenden Klagen jemand hörte, stürzten wir 1950 wieder einmal ein.
Schon 1954 ging es mit uns wieder aufwärts, wir wurden in der elften Reihe und als fünfter Stein
von links eingemauert. Nun aber wurden wir richtig verwöhnt: Nicht nur, dass wir von unserem
hiesigen Maurerbetrieb Hagenbucher und seinem Sohn Fritz mit dem Gesellen Kurt Steinbach als
mahnender Gedenkstein im Sommer 1954 eingemauert wurden, sondern in unsere ehemalige
Schießscharte wurde nun auch noch eine Weinfiasche eingelegt. Die junge Nachbarin Margarethe
Pfefferle war bekannt für ihre schöne Schrift. Sie durfte ein Dokument als Flaschenpost verfassen
und zusammen mit dem Zeitgeist von 1954 in die Flasche einfügen.
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