Sandsteine, Steinbrüche und Steinhauer
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- Kategorie: HISTORIC
- Erstellt am Dienstag, 24. Januar 2012 22:46
- Zuletzt aktualisiert am Freitag, 27. April 2012 23:48
- Geschrieben von J. Riedinger
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Römische Steinkultur im Kraichgau
Etwa 100 v. Chr. stießen germanische Stämme, vorwiegend die Keltert, vom Norden kommend in den
Kraichgau vor. Diese führten nun eine 200-jährige Auseinandersetzung mit den Römern, welche nach
der Eroberung und Unterweffung Galliens in unser germanisch besiedeltes Gebiet vordrangen. Sie holten
sich aber immer wieder blutige Nasen. Unser Gebiet, das schließlich um 100 n.chr, zum römischen
Dekumatenland gehörte, fiel somit in die Siedlungspolitik des römischen Westreiches. Überall nahe an
Bachläufen wurden jetzt Bauernhöfe, so genannte Villa Rusticas, angelegt, welche hauptsächlich die
Versorgung der römischen Legionen sichern sollten. Es gab im Kraichgau ausgedehnte Ansiedlungen
und Kastelle, zum Beispiel in Lauffen, Bad Wimpfen, Güglingen, Pforzheim, Durlach und vor allem in Stetffeld.
Wie sich feststellen ließ, haben die Römer auch ganz nah bei uns zwei Villa Rusticas erbaut. Eine im Gewann
Längenfe[d nahe Mühlbach und eine andere am Hesselsee an der Grenze zu Zaisenhausen. Für den Bau dieser
Villa Rustica entnahmen sie Sandsteine im großen Stil aus den Sulzfelder Steinbrüchen. Den enormen Abraum
mitsamt den anfallenden kleineren Bruchstücken verwendeten sie zur Befestigung des ausgedehnten Kraichgauer
Straßennetzes. Innerhalb des römischen Grabungsfeldes von Stettfeld wurden u. a. auch sechs quadratische
Standsteinkisten von 70x70x60 cm Größe entdeckt, die allerdings nicht als Blumenträge dienten, sondern
wahrscheinlich als Kühlschränke verwendet wurden. Sie wurden mit 10 cm dicken Verschlussplatten
gefunden, worin eine Weinamphore lag.
Diese Kühlschrankkisten weisen sowohl Farbe als auch Beschaffenheit auf, wie sie nur im Sulzfelder
Jägersitz-Steinbruch zu finden sind. Folglich dürfen wie davon ausgehen, dass diese Kisten hier
gebrochen wurden. Feststellbar an ihrer Bearbeitung ist, dass selbige von außen mit einem Spitzeisen
bearbeitet sind und die Innenseiten mit einem Hundezahnmeißel ausgearbeitet wurden. Abschließend
wurden die hohen Stellen mit einem Schlageisen abgeschlagen Ob diese~ Endbearbeitung schon in Sulzfeld
erfolgte oder um Transportschäden zu vermeiden, näher am Fundort, kann hier nicht beantwortet werden.
Wahrscheinlich nahmen diese Sulzfelder Sandsteine über die jetzt von Karl Dettling nachgewiesenen
Römerwege per Ochsengespann wie folgt ihren Verlauf:
Vom Steinbruch ausgehend über den Richt- und Plattenweg entlang des Binsbachweges beim heutigen
Mühlbach zum Hutberg. Von dort führte der Transport vorbei am römischen Meilenstein über die Eppinger
Landstraße zur Villa Rustica am Längenfeld. Auf Sulzfelder Gemarkung rollte der Transport entlang des
Pfahlweges geradewegs zum Ölberg, die Bundesstraße überquerend, auf den Lipplesberg zum Forlenweg.
Von da an über Bahnbrücken, Menzingen, Neuenbürg nach Zeutern und über den Kallenberg zur Stettfelder
Römersiedlung am Rosenberg. Im Sulzfelder Ortsbereich sind keine römischen Siedlungsspuren nachgewiesen.
Indes wurden im Gewann Raidlich, heute Weinberge in Richtung Zaisenhausen, welche gefunden. In der
näheren Umgebung wurden außer dem schon erwähnten Längenfeld und Hesselsee bei Eppingen, Flehingen,
Oberderdingen, Ochsenburg und Sternenfels weitere Mauerreste, Gebäudeteile und Kultstätten aus Sulzfelder
Sandstein nachgewiesen. Da der Sulzfelder Sandstein eine leichte Bearbeitung und lange Lebensdauer versprach,
wurden daraus von den Römern und deren Gefolge auch viele Götter- und Heiligenstatuen hergestellt.
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