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Sandsteine, Steinbrüche und Steinhauer

Details

Geologische Sandsteinentwicklung

Jetzt schon geben wir unserem geduldigen „Lapisarius" das Wort. Er murmelt uns versteinert zu,
dass sich in seinem Steinhaus eine versteckte Kammer befindet. Dieses Geheimnis zu lüften obliegt
allerdings seinem Sohn „Flavius", welcher zu gegebener Zeit in einem eigenen Kapitel darüber berichten wird.

Als kleines Sandkorn von 0,1 mm Durchmesser befindet sich „Flavius" in einer Dachkammer oben rechts
in meinem Steinhaus. Er gibt sich nun die Ehre, Euch Erdlingen seine Geburt und unsere Herkunft zu erklären.

Geboren bin ich vor etwa 80 Millionen Jahren im damaligen skandinavischen Massivgebirge, oberhalb von
Schweden, fast beim heutigen Spitzbergen. Meine Eltern und ich wurden durch Abspaltungen, hervorgerufen
durch tektonische Kräfte, aus dem Fels gerissen und hunderte Kilometer durch die Luft geschleudert. Ich war
noch dick und fett, fast so groß wie eine Nuss. Magnetische Kräfte haben uns jetzt zu einem Block zusammengefügt.
Als ganzer Felsbrocken mit vielen unförmigen Ecken und Kanten vom 10x10x10 cm Größe sind wir fast 30 Millionen
kalte und heiße Jahre durch das germanische Becken Richtung Süden gerollt, gerutscht und geschleudert. Das sind
400 Millionen mal Vollmond. Dabei haben wir ganz arg abgenommen. Als vor 509 Millionen Jahren das Meerwasser
zum letzten Mal in den Kraichgau vordrang, bin ich zusammen mit meinem außerirdischen Freund „Candidus" von
nur 0,08 mm Durchmesser hier angeschwemmt. Weil ,Candidus" als Quarzkorn wesentlich leichter als ich war,
wurde er in den folgenden 10.000 Jahren mit zig Millionen gleichartiger Quarzkörner Qber den Heuchelberg zum
Stromberg nach Pfaffenhofen hinüber geschwemmt und gründete dort den weißen Sandstein von Pfaffenhofen.

Ich hingegen wurde zusammen mit meinen Eltern hier am Hartwaldabhang mit Milliarden gleichartiger gelber
Sandkörner in die abgestorbenen Pflanzenreste hinein verschlungen und zusammengepresst. Nach 100.000
Jahren waren wir schon ein. beachtlich großer Klumpen, bis wir nach etwa zwei Millionen Jahren eine kompakte
Schicht am heutigen Jägersitz-Steinbruch bildeten. Oberhalb unserer Köpfe setzte sich zuerst bunter Mergel,
danach eine dünne Schicht großkörniger Stubensandstein ab. Durch diese Druckbelastung wurden wir immer
stärker aneinander gedrückt. Damit nicht genug, ganz oben legte sich noch eine zwei bis drei Meter dicke Schicht
kalkarmer Tonlehm an, zum Schluss fegte der Wind auch noch den aus Trockenwüsten entstammenden Löß obendrauf.
In den folgenden zehn Millionen Jahren sind wir mit karbonatischem Bindemittel zusammen mit den Pflanzenresten und
einem gewaltigen Druckprozess chemisch zu dem heutigen Schilfsandsteingefüge geworden.

Die ständigen Stürme und Winde, welche fast ausschließlich Richtung Süden wehten, trugen dazu bei, dass sich in
den Schichten der Nordseite ein besserer Stein entwickelte. Die abstrahlende Windtätigkeit führte dazu, dass sich in
den versteinernden Nordseiten die schwächeren, nicht sehr verpressten Schichten abgetragen und durch die
Meereswellen verfestigt hatten. Im Windschatten der Südseiten hingegen lagerte sich der Flugsand neu ab, konnte
sich aber nicht aufs Neue verfestigen. Beim letzten Zurückweichen des Kraichgauer Meerbusens vor 30 Millionen
Jahren entwickelte sich ein Steppenklima mit urzeitlichen Lebewesen und dürftiger Flora.

In dieses karge Leben brach vor 15 Millionen Jahren ein Inferno unvorstellbaren Ausmaßes herein. Mit einer errechneten
Geschwindigkeit von 30 Km/Sekunde schlug ein gigantischer Komet von 1,5 Km Durchmesser beim heutigen Nördlingen
einen Krater von 22 Km Durchmesser in die Erdoberfläche. Beim Einschlag verdampften 3,5 Km3 Erde und Stein, weitere
130 Km3 Steinbrocken wurden bis zu uns geschleudert. Als dieser Komet zuschlug, wurde „Flavius" in einem enormen
Gerüttel beinahe von seiner Sippe getrennt. Doch das Schicksal war ihrem wohlgeformtem Steinblock gnädig und die Familie
„Lapisarius" konnte wie durch ein Wunder zusammengehalten werden In den Epochen der kommenden Jahrmillionen gab
es ideale Voraussetzungen für neues tierisches und pflanzliches Leben. Von welchen heute noch Einige bei uns existieren.
Durch die nun folgenden Wechselbäder an heißen und kalten Zeiten entwickelte sich der Stein der Familie „ Lapisarius" zu
einem so genannten harten Kosakenstein.

Vor etwa einer Million Jahre kam die Erde zwar nicht zur Ruhe, aber unser heimatiches Gebiet fand mit dem Ende der
letzten Eiszeit seine gegenwärtige Form. Die Meeresbucht des Kraichgaus entleerte sich in Sturzbächen zum Rheingraben
und hinterließ Bachläufe wie die Kohlbach, sumpfige Talauen und fruchtbares Ackerland.
Etwa vor 2500 Jahren hörte ,Flavius" das Gelatschte eines einzelnen Jägers und Sammlers, auch stellte sich das
Getrampel von Pferden und Ochsen ein. Es kam der Tag, der kommen musste. Gefährlich nahe bei Flavius gruben
einige Sklaven den Lehmboden auf. Vielleicht galt ihre Suche dem wertvollen Salz, das zu dieser Keltenzeit in Sulzfeld
entdeckt wurde. Deshalb durchstießen sie auch die Mergelschicht und landeten neben unseren Köpfen.
Einige Meter weiter wurden alsbald die erste Steine aus dem Jägersitz-Steinbruch herausgebrochen.
Aus diesen Sandsteinblöcken meißelten sie viele ihrer verschiedenen Götterstatuen und stellten diese mit
Sandsteinstelen umgebenen Versammlungsplätze auf.

Die oberen dünneren Gesteinsschichten verwendeten sie als Abdeckplatten für ihre damals üblichen Steingräber.

 

RSS Icon Kommentare (2)

  • Gottfried Eigenmann, CH4106 THERWIL, Schweiz
    Auf der Suche nach Info zu Sulzfelder Steinbrüchen und Steinmetzen um das Jahr 1900 (+-) bin ich auf Ihren Artikel gestossen. Mein Vater, der in Sulzfeld aufwuchs, arbeitete zu dieser Zeit in einem dieser Steinbrüche und wanderte um 1900 - 1913 in die Schweiz aus. Es gibt dürftige Hinweise, dass er auch in Basel am Münster arbeitete. Gibt es weitere Hinweise, die das in mehr Detail beleuchten würden. Ich habe vor einigen Jahren eine Zusammenstellung der EIGENMANN Familien im Kraichgau verfasst. Eine kurze Antwort zu meiner Frage würde mich sehr freuen. Freundliche Grüsse - Godi Eigenmann, Therwil, Schweiz
  • Nikolai Wandruszka
    Meine beiden Urgroßväter hatten hiermit zu tun: Christian Pfefferle (1885-1932) war Steinbrecher, ere wohnte anfangs "bei Straub im 2. Stock neben dem Gasthof Engel in der Hauptstraße zur Miete. Sein anfänglicher Besitz (1891) bestand in einem Acker und einer Ziege. Am 7.4.1897 erwirbt er von Wilhelm Wolfmüller das Grundstück nr.340 (Hofraite im Ortsetter von 7 a 74 qm) und den 2. Stock des Wohnhauses nr.152 mit gewölbtem Keller unter dem Balkenkeller, samt Scheuer mit Stall sowie die zwei unteren Schweineställe in der Neuhöferstraße für 2800 Mark. Mit dem Kauf von zwei Äckern 1898 erfolgte die Erwerbung der ersten Kuh im selben Jahr. Am 9.1.1903 Verpflichtung zum Gemeinderat. Es folgten weitere Landerwerbungen und schließlich 1911 sein erstes Pferd. Im Februar 1920 konnte er schließlich den unteren Stock des Hauses in der Neuhöferstraße erwerben, wo seine Mutter dann lebte. Er hatte sich vom Steinbrecher zum besitzenden Landwirt hochgearbeitet. 6.6.1926 Teilnahme am 50jährigen Stiftungsfest des Militärvereins Sulzfeld". Der andere Urgroßvater Jakob Mehl (1857-1934), der "Brettemer Mehl" war Arbeiter am Tunnelbau (1870er Jahre), bevor er 11 Jahre als Kutscher und Hausdiener im Hotel Krone Post in Bretten arbeitete (Quelle:"Alt und lebenssatt" - Ahnenliste Mehl/Pfefferle (7.4.2019))

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