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Sandsteine, Steinbrüche und Steinhauer

Details

 

Steine für den Bundesgerichtshof

Der Großherzog Friedrich II hat am 19. März 1890 nach langem Hin und Her den Bau des Palais für
seinen Sohn und die Prinzessin Hilda von Nassau in der Karlsruher Herrenstraße zugestimmt.
Noch im selben Jahr wurde bekannt, dass dieses erbgroßherzoglichen Palais aus gelben, Sulzfelder
Schilfsandstein erbaut werden sollte. Darüber war die Freude und der Stolz der Sulzfelder Steinhauer
nicht mehr zu überbieten.

Seit dem 01. Oktober 1950 beherbergt diese architektonische Perle den Bundesgerichtshof.

Am 13. September 2009, dem Tag des offenen Denkmals, war der Bundesgerichtshof unter Aufsicht
frei zugänglich. Mit der stolzgeschwellten Brust des Chronisten betrat ich das Gelände des Bundesgerichtshofes,
denn ich bewegte mich ja so zusagen in heimatlichen Gefilden. Zwischen Videoüberwachung und Sicherheitsbeamten
traf ich den Mitarbeiter des Bundesgerichtshofes, Herrn Karlheinz Piper. Als erstes hat er mir seine 75-seitige
Studienschrift mit dem Titel ~Palais im Park" vom großherzoglichen Palais zum Bundesgerichtshof überreicht.
Bei unserem Gespräch hat er mit 100%ig bestätigt, dass alle Sandsteine für dieses schlossartige Palais aus dem
Sulzfelder Jägersitz-Steinbruch stammen, Nun wurden im Sulzfelder Steinbruch mit großem Eifer die ausgebrochenen
Sandsteinblöcke, welche für das Palais bestimmt warten, von den Steinstoßern in die geforderten Größen gebracht
und zum Bahnhof transportiert. Bei der Güterhalle wurden von verschiedenen Steinhauerbetrieben die einfachen
Sockelgurte und Gesimssteine in Form gehauen. Dafür waren entlang der Bahnhofstraße größere und kleinere
Steinhauerhütten aufgebaut worden. Man konnte an der Hüttengröße erkennen, wie viele Steinhauer dieser oder
jener Betrieb beschäftigte. Mit zwei speziellen Auslegerkränen sind die in Holzkisten verpackten Steine auf die
bereitgestellten Güterwagen gehievt worden. Danach wurden sie mit dem laut schnaubenden~ Schienenzug
über die neu eröffnete Kraichgaubahn zum alten Karlsruher Bahnhof direkt an der Kriegsstraße befördert.
Die restliche Strecke zur Baustelle an der Herrenstraße war ein Katzensprung. Der Transport erfolgte über die
Straßenbahngleise teilweise mit von Pferden gezogenen Pritschenwagen. Nach der Einweihung des
erbgroßherzoglichen Palais wurde der alte Karlsruher Bahnhof stillgelegt und der neue, heutige Bahnhof eröffnet.


Der unermüdlich arbeitende Architekt und Baudirektor des Großherzogtums Baden, Josef Durm, hat diesen
prachtvollen Monumentalbau im neo Barockstil geplant und als unbequemer Bauleiter bis zu seiner Vollendung geführt.
Der Baukünstler Professor Adolf Heer hat die steinbildhauerischen Arbeiten außen am Palais entworfen.
Seiner Planung haben wir die Wappenschilder des Großherzogs, das Badische und das Karlsruher Fidelitaswappen
sowie die beiden Engel über dem Eingang zu verdanken. Der anerkannte Steinmetz und Meister seines Faches,
Fidel Binz, hatte die Ehre, all diese außerordentlichen Kreaiionen für die Nachwelt aus Sulzfelder Sandstein herzustellen.
Auf die Schönheit seiner Kunst angesprochen, antwortete-er: ~Ach, Sie meinen dies? Das war schon immer da. Ich habe
nur den Stein außenherum weggeklopft."

Nicht unerwähnt bleiben sollte, dass in der Planungsphase des erbgroßherzoglichen Palais manche Freiherren Göler von
Ravensburg als Hofmarschalle des Großherzogs Friedrich I. in Karlsruhe zu Diensten waren, Ein Hofmarschall war der
oberste Verwaltungsbeamte des Hofes. Diesem oblag die Beaufsichtigung aller Wirtschaftseinrichtungen des Hofes
sowiej die Organisation von Hauswesen und Instandhaltung der Gebäude. Er stand in direktem Kontakt zur seiner
großherzoglichen Majestät.

Diese Tatsache legt die Vermutung nahe, dass unsere Freiherren Göler auf welche Art auch immer,
hinter den Kulissen manche Fäden gezogen haben. Vielleicht haben wir dieser Fügung jenen glücklichen
Umstand zu verdanken, dass seine großherzogliche Majestät und der Architekt Josef Durm von dem
gelben Sulzfelder Sandstein überzeugt wurden.

 

RSS Icon Kommentare (2)

  • Gottfried Eigenmann, CH4106 THERWIL, Schweiz
    Auf der Suche nach Info zu Sulzfelder Steinbrüchen und Steinmetzen um das Jahr 1900 (+-) bin ich auf Ihren Artikel gestossen. Mein Vater, der in Sulzfeld aufwuchs, arbeitete zu dieser Zeit in einem dieser Steinbrüche und wanderte um 1900 - 1913 in die Schweiz aus. Es gibt dürftige Hinweise, dass er auch in Basel am Münster arbeitete. Gibt es weitere Hinweise, die das in mehr Detail beleuchten würden. Ich habe vor einigen Jahren eine Zusammenstellung der EIGENMANN Familien im Kraichgau verfasst. Eine kurze Antwort zu meiner Frage würde mich sehr freuen. Freundliche Grüsse - Godi Eigenmann, Therwil, Schweiz
  • Nikolai Wandruszka
    Meine beiden Urgroßväter hatten hiermit zu tun: Christian Pfefferle (1885-1932) war Steinbrecher, ere wohnte anfangs "bei Straub im 2. Stock neben dem Gasthof Engel in der Hauptstraße zur Miete. Sein anfänglicher Besitz (1891) bestand in einem Acker und einer Ziege. Am 7.4.1897 erwirbt er von Wilhelm Wolfmüller das Grundstück nr.340 (Hofraite im Ortsetter von 7 a 74 qm) und den 2. Stock des Wohnhauses nr.152 mit gewölbtem Keller unter dem Balkenkeller, samt Scheuer mit Stall sowie die zwei unteren Schweineställe in der Neuhöferstraße für 2800 Mark. Mit dem Kauf von zwei Äckern 1898 erfolgte die Erwerbung der ersten Kuh im selben Jahr. Am 9.1.1903 Verpflichtung zum Gemeinderat. Es folgten weitere Landerwerbungen und schließlich 1911 sein erstes Pferd. Im Februar 1920 konnte er schließlich den unteren Stock des Hauses in der Neuhöferstraße erwerben, wo seine Mutter dann lebte. Er hatte sich vom Steinbrecher zum besitzenden Landwirt hochgearbeitet. 6.6.1926 Teilnahme am 50jährigen Stiftungsfest des Militärvereins Sulzfeld". Der andere Urgroßvater Jakob Mehl (1857-1934), der "Brettemer Mehl" war Arbeiter am Tunnelbau (1870er Jahre), bevor er 11 Jahre als Kutscher und Hausdiener im Hotel Krone Post in Bretten arbeitete (Quelle:"Alt und lebenssatt" - Ahnenliste Mehl/Pfefferle (7.4.2019))

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