Zeitreise zu den ehemaligen Ravensburg Bauten

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Kategorie: HISTORIC
Erstellt am Sonntag, 15. Januar 2012 23:27
Zuletzt aktualisiert am Montag, 27. Februar 2012 20:38
Geschrieben von J. Riedinger
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rav bg bau08 compturm hm compDie Ravensburg zählt zu den bedeutendsten Kulturdenkmälern im Kraichgau. Für die Gemeinde Sulzfeld stellt sie die bekannteste Sehenswürdigkeit dar, und ist deshalb für viele Besucher ein Anziehungspunkt. Über die Burganlage und deren Bewohner wurde deshalb auch schon sehr viel Berichtet. Die historische Zeitreise zu den ehemaligen Ravensburgbauten beschreibt nun erstmals die bedeutensten Bauwerke und deren ehemaligen Standorte. Es wird verdeutlicht, dass die Burganlage schon sehr oft ihr Aussehen und ihre Struktur verändert hat. So detailliert wie Manfred Himmel die Einzelheiten der 12 bedeutsamsten Bauwerke recherchierte und beschrieb, tat dies vor ihm noch niemand.
Die Beschreibungen ordnen das jeweilige Gebäude, sowohl der Jahreszahl, als auch dem damaligen Erbauer zu. Monatelange Nachforschungen in diversen historischen Belegen und die Spurensuche vor Ort haben zu diesen Erkenntnissen geführt. Noch heute finden sich die Spuren der Vergangenheit. Wie am Beispiel des höchsten Hauses, finden sich auch zu den zahlreichen weiteren Bauten noch Zeugnisse und Beweise zu deren Existenz. Man muss nur genauer hinsehen.





















Vorbemerkungen

Die 12 historischen Ravensburgbauten, ihre Daten und Besonderheiten
wurden von Manfred Himmel, als Sulzfelder Privathistoriker ermittelt,
fortlaufend beschrieben und skizziert.
Eine Verbreitung des Werkes, auch Auszugsweise, darf nur unter
Nennung der Quelle bzw. des Autors erfolgen.
Eine fotomechanische Wiedergabe sowie Einspeicherung und Verbreitung
in elektronischen Systemen dürfen nur mit ausdrücklicher Genehmigung von Manfred Himmel erfolgen.

Einleitung


Die bisherigen Beschreibungen und Vorträge über die Ravensburgbauten, bezogen auf die Erbauer der Göler von Ravensburg genügten mir nicht in ihrer Ausführlichkeit. Deshalb habe ich mich entschlossen, selbst darüber zu ermitteln. Bei diesen Ermittlungen unter dem Motto: „welcher der Göler hat welches Gebäude auf der Ravensburg erstellen lassen“, bin ich immer tiefer in die mir vorliegende Genealogie der Göler eingedrungen. Dabei musste ich feststellen, dass alle Bauten auf der Ravensburg von der Familie Göler erstellt wurden. Bei diesen Ermittlungen, welche ich auf das General-Landesarchiv in Karlsruhe und auf das Sulzfelder Gemeindearchiv ausdehnte, stieß ich ständig auf Einträge, welche bisher noch nicht veröffentlicht wurden. Diese Einträge haben mich dann veranlasst eine historische Zeitreise zu erstellen.


Diese Arbeit möchte ich nun einer breiten Öffentlichkeit zugänglich machen. Die Erbauungsdaten, wie bisher geschehen, einfach auf ein Jahrhundert festzulegen, ist historisch sehr ungenau. Solche, nur jahrhundertbezogenen Zeitangaben waren mir schon immer ein Dorn im Auge. Dahingegen lassen sich alle meine aufgeführten Erbauungsdaten in amtlichen Unterlagen nachweisen. Bei meinen Ermittlungen sind mir viele Besonderheiten an den Bauten und den Bewohnern der Ravensburg aufgefallen.
Diese Erkenntnisse habe ich in dieser historischen Zeitreise und den Beschreibungen mit einbezogen. Weil sich die Beschreibungen hauptsächlich auf die Bauten der Göler beziehen, habe ich die Lehensverhältnisse der Erbauer nur am Rande erwähnt. Die Zahlen in Klammern, welche hinter den Namen stehen, sind die Stammtafel-Nummern der Göler, somit kann man die jeweiligen Personen schneller finden.

Manfred Himmel, Privathistoriker
Sulzfeld im November 2011


Das erste Wohnhaus mit Rabankeller und romanischem Portal

 

1234 wurde das erste Wohnhaus auf der Burg als Sitz der Familie Ravenus bezogen. Der Stammvater „Ravanus“, welcher von Wimpfen kam und den Burgturm erbaute, erlebte den Einzug nicht mehr. Sein Sohn, genannt: „Raban der Alte“ hat schon beim Kellerbau die Federführung übernommen. Dieser gewölbte Keller wurde unmittelbar östlich vom Burgturm mit 1,30 m dicken Wänden erbaut. Er ist noch heute vorhanden und wird nach seinem Erbauer „Rabankeller“ genannt.
Der erste Stock wurde mit Sandsteinquadern direkt an den Burgturm an gemauert. Das romanische Stufenportal mit jeweils zwei Säulen war zu dieser Zeit bei den herrschaftlichen Bauten üblich. Weil vor dem Einzug in dieses Haus auf der Burg kein bewohnbares Gebäude vorhanden war, wohnte die Familie Ravanus bis 1234 im Sulzfelder Wasserschloss (heute Rentamt), welches durch Heirat von Dieter, dem zweiten Sohn von Ravanus, mit der Tochter des Grafen von Oetingen in deren Besitz kam. Der Graf von Oetingen hat das Wasserschloss vom erbauenden Gaugrafen Sighard und Gerold übernommen.
Dieses erste Haus auf der Burg wurde, wie damals üblich, im Fachwerkstil erbaut. Die senkrechten Mittelständer gingen vom untersten Holz der Grundschwelle bis zum First. Durch das Einlegen der Zwischenbalken wurden hohe Innenräume in zwei Stockwerke unterteilt. Das Pfettendach mit stehenden Stuhlsäulen und den Aufschieblingen am Trauf hatte eine große Dachfläche. Mit dieser großen Dachfläche wurde das benötigte Wasser gesammelt. Im Erdgeschoß wohnte die Leibwache. Im ersten Stock befand sich das Wohnzimmer, wo dicht an der Wand zum Turm der Kamin angebaut war. Weil dieser Kamin immer befeuert wurde, sind die dabei entstandenen Rußflächen am Turm noch heute zu erkennen.
Im zweiten Stock befanden sich die Schlafgemächer.

 

Im Dachgeschoß befanden sich die Kinderzimmer sowie die Kammern der Mägde.
Zwischen 1955 und 1965 wurde durch den Dipl.-Weinbautechniker Georg Henne die erste Gaststätte auf der Burg betrieben. Darin aufgestellt waren Biertische und Bänke, sowie eine Theke. Es gab Sprudel und Wein, Wiener Würste, Rauchfleisch und Käse mit Schwarzbrot oder Spitzwecken. Der Rabankellerabgang war damals mit dem ersten Wohnhaus überbaut.


Die innere Ringmauer, ihre ehemalige Lage und das erste Tor


1250 hat Conrad Göler von Ravensburg die erste Wehrmauer zu einem Ring geschlossen. Zuerst wurde das westliche Ende der vorhandenen Wehrmauer bogenförmig fortlaufend nach Süden erweitert. Danach baute man die Mauer mit zwei, ca. 30° abgeknickten Anschlüssen in Richtung Osten entlang, der heutigen Nordfront des Restaurants.
Anschließend wurde linkswinkelig  der heutigen Westfront, entlang des Palas bis zum 2 Meter nach Osten versetzten Tor, der Ring geschlossen. Im Innern der Mauer wurde auf herausragende Kragsteine ein hölzerner Wehrgang auf Brüstungshöhe angelegt, auf welchem man vom Rabanhaus zur Verteidigung rings herum laufen konnte. Weil es zu dieser Zeit noch keine Pulverwaffen gab, wurde meist mit der Armbrust geschossen. Um sich vor den Pfeilen zu schützen, waren Zinnen auf der Mauerkrone die beste Möglichkeit, auch zur Verteidigung. Um mit der Armbrust zu schießen, brauchte man Bewegungsfreiheit, deshalb waren die Zwischenabstände der Zinnen etwa 68 cm breit, die Höhe betrug etwa 75 cm. Als zusätzlichen Schutz wurden oben auf die Zinnen noch drei spitz zulaufende Holzspieße eingemauert.


Auch waren an der gefährlichsten Südfront mehrere „Maschikulis“ angebaut. Das Wort stammt aus dem Französischen und bedeutet: zermahlen oder zerdrücken. Die „Maschikulis“ waren herausragende Mauerteile, die im Boden eine Aussparung hatten, durch die man Steine auf die Belagerer werfen konnte.
Über dem jetzt erbauten, hofseitigen, 3 m hohen, halbkreisförmigen Tor befand sich eine Torbauüberdachung, welche aus statischen Gründen nur 3 m hoch war. Außen über dem Tor befand sich noch eine Innere Standbucht, von der aus man die Angreifer mit Pechmasse begießen konnte. 1440 wurde diese beim Umbau des Tores entfernt.
Von der Hofseite ist noch heute die vertiefte Aussparung zu sehen, in welcher damals das Holzflügeltor eingebaut war.
Auch sind noch seitlich die Reste dieser ersten inneren Ringmauer zu erkennen.


Die äußere Ringmauer und die vergessene Existenz des Reiterhauses

 

1320 erbaute der Ritter Berthold II Göler von Ravensburg (10) die äußere Ringmauer um die Burg herum. Beginnend links vom Eingangstor bis wieder rechts vom Eingangstor. Für diese gewaltige, ca. 150 m lange und bis zu 8 m hohe Mauer wurden mehr Steine als für den Burgturm benötigt. An jeder der 8 Knickstellen wurden Schalentürme von etwa 2 m Durchmesser errichtet. In diese Schalentürme als auch in die Ringmauer wurden Schießscharten in unregelmäßigen Abständen eingebaut. Bis zur Erbauung des unterirdischen Wehrgangs 1542 befand sich zwischen der inneren und äußeren Ringmauer ein ca. 5 m breiter Zwischengraben, welcher teilweise auf dem Höhenniveau des heutigen Vorwallgeländes verlief. Nach der Erbauung des Wehrganges wurde dessen Gewölbe mit Bauschutt, vor allem vom Brunnenbau abgedeckt.

Danach erbaute der Ritter Berthold II Göler von Ravensburg (10) das Reiterhaus. Irgendjemand hat vor Zeiten dieses Haus als Reuterhaus bezeichnet, meinte aber damit das Reiterhaus. Ritter Berthold II benötigte dieses Reiterhaus für die in seinen Diensten stehenden berittenen adligen Vasallen, Edelknechte und Schildknappen. Diese adligen Ritter mussten den Ritter Berthold II bei seinen Feldzügen und zu den Ritterturnieren in Heidelberg begleiten. Auf der Ravensburg wieder angekommen, wohnten diese angehenden Ritter im Reiterhaus. Sie standen bei den ritterlichen Empfängen an vorderster Front. Dabei lernten die meisten ihre späteren Frauen kennen.

Das Ritterhaus stand zu einem Drittel auf dem Platz, wo sich heute die Südterrasse des Restaurants befindet. Am oberen Ende der Terrasse verlief die südliche Front der inneren Ringmauer, welche am Anfang des Reiterhauses in einem Knick endete. Das Reiterhaus war ein Fachwerkgebäude von 22 x 7 m, mit einstöckigem Aufbau als Satteldach. Bei der Burgeinnahme 1546 durch „Liera“ wurde das Reiterhaus vollständig niedergebrannt.


Das erste adlige Staffelgiebelhaus und die Toranlage

 

1353 erbaute Albrecht I Göler von Ravensburg (12) sein Haus etwas versetzt auf dem Platz des heutigen Palas. Er kannte die Staffelgiebel des Wimpfener Steinhauses und des Wieslocher Freihofes, welche kurz vorher erbaut wurden. Die frühgotische, schwere, blockhafte Bauweise hat er an seinem Haus übernommen. Mit ziemlicher Sicherheit hat er die typischen, frühgotischen Doppelfenster mit einem mittleren Pfeiler in die Rundbogengewänder-Öffnungen eingebaut.
Im Inneren wurden bestimmt nur waagerechte Holzbalken, und keine gotischen Kreuzrippengewölbe eingebaut. Dieses zweistöckige Staffelgiebelhaus war an der Traufseite 10 m lang und an der Giebelseite 8 m breit. Es war mit 5 m Abstand zur Toranlage freistehend, und reichte Richtung Süden etwa bis zum Anfang des heutigen Palas - Altan.
Durch seine kleine Grundfläche muss dieses Staffelgiebelhaus wie ein zweiter Turm gewirkt haben. Auch übernahm dieses Haus die Sicherheitsfunktion der inneren Ringmauer und war deshalb nicht unterkellert.

Bevor Albrecht I. das heute noch stehende östliche     korbbogenförmige Haupttor errichtete, ließ er in die Toranlage eine halbkreisförmige Tragwand mit einem dritten Holztor einbauen.

Jetzt erbaute Albrecht I die Fußgängerpforte mit einem gedrückten Korbbogen, passend zum Haupttor. Innerhalb der Toranlage ließ er eine Nische     ausmauern, deren Öffnung nur in den inneren Torbereich führte. Hier konnte der Eingelassene    nochmals auf seine Legitimation überprüft werden.
Erst wenn diese Überprüfung positiv ausfiel, wurden die beiden inneren Tore geöffnet, und er konnte in den Burginnenhof eintreten. Weil zu dieser Zeit der Burggraben (Zwinger) noch nicht ausgehoben war, konnte man an das Haupttor, sowie an die Fußgängerpforte ebenen Fußes gelangen.

Toranlage heute

 

Die Toranlage zum
inneren Burghof.


Der Vorgängerbau vom Palas und das Tor- u. Türwappen

 

1467 hat der fromme Albrecht V Göler von Ravensburg (18) den Vorgängerbau vom Palas erbaut. Vorher musste er aber das Staffelgiebelhaus seines Großvaters Albrecht I wegen Baufälligkeit abreißen. Jetzt überbaute er den zentralen 5 m breiten Platz, mit einer etwas niedrigeren Giebelhöhe als das doppelt so lange, direkt angebaute Hauptgebäude. Dieser zentrale Platz war 200 Jahre lang gegen Osten nur mit einer 4 m hohen Mauer, aufsitzend auf der äußeren Ringmauer, abgesichert. Durch das etwa 2 m niedrigere Torhausdach zum ausgebauten Zwischenbau und dem höheren Hauptgebäude wirkte die Giebelfront wie eine Staffel.
Auf einer Gölerschen Darstellung aus dem Jahre 1650 ist eindeutig am Dach eine Abtrennung zu erkennen, welche sich genau zwischen dem kleinen und großen Vorgängerbau befindet. Das heißt, dass diese Giebelfront wahrscheinlich beim neuen Palasbau 1607 stehen gelassen wurde. In Verbindung mit diesen Baumaßnahmen hat Albrecht V Über dem Tor das Allianzwappen der Göler und deren von Menzingen, welches heute total verwittert ist, angebracht.


Dieses Allianzwappen stammt aber nicht von der Ravensburg, sondern von der Tiefburg, dem heutigen Rentamt, denn zu dieser Zeit hat kein von Mentzingen etwas erbaut. Eine genealogische Verbindung zwischen den Göler und den Mentzingen kann im 12. Jahrhundert in der Tiefburg nachgewiesen werden.
Erst als1607 Hans Friedrich Göler von Ravensburg und seine Frau Katharina von Mentzingen den Palas erbauten, war eine Verbindung beider Geschlechter auf der Burg gegeben. Bevor Albrecht V als Domherr nach Speyer berufen wurde, renovierte er die Fußgängertüre, und lies, die fast nicht mehr erkennbare Jahreszahl 1467 unterhalb des runden Gölerwappens anbringen. Dieses 50cm kreisrunde Gölerwappen, welches man noch heute über der Fußgängertüre gut erkennen kann, wurde erst nach dem Abbruch des Palas 1849 von den Gölern der Fritzschen Linie angebracht. Dieser Wappenstein war einer der Schlusssteine vom Palas Gewölbe. Er zeigt aber nur das Gölerwappen.
Auf dem schrägen Rand ist folgende Umschrift, beginnend unten in der Mitte eingemeißelt:

           „Hans Friedrich Göler von Ravensburg.
                 Katharina von Mentzingen.“

 

 

 

 

 

 

 


Das freistehende Ritterschloss und sein furchtlos gläubiger Erbauer

 

1468 erbaute Georg I Göler von Ravensburg (17), als furchtloser Reichsritter und gläubiger Christ, dieses freistehende Ritterschloss. Das Schloss zu bauen, wurde nach der Rückkehr aus einem gewonnenen Ritterturnier, bei welchem auch seine Frau Anna dabei war, beschlossen. Zuerst wurde der Gewölbekeller, welcher noch heute teilweise vorhanden ist, 5 m westlich vom Turm erbaut. Dann erbaute er darauf sein 4 Stöckiges Ritterschloss mit Walmdach im spätgotischen Stil. Eigens für seine Frau Anna hat er im 3. Stock, wo sich ihre Kemenaten befanden, ein gotisches Chörlein, außen an der Wand, Richtung Süden erbaut. In diesem frei auskragenden Erker konnte man sich sonnen und war trotzdem geschützt. Dies war das einzige Chörlein auf der Burg. Das Ritterschloss mit seinem gotischen Portal hat optisch die Macht und Vorherrschaft des furchtlosen Ritters Georg I zur Schau gestellt. Die nun folgenden Gegebenheiten beweisen seine Furchtlosigkeit und seine gläubige, christliche Einstellung.

1460 ist er 8 Pferde stark unter dem siegreichen Pfalzgraf Friedrich I in der Schlacht bei Pfeddersheim geritten. 1462 kämpfte er in der Schlacht von Seckenheim an der Seite, des auch hier siegreichen, Pfalzgrafen Friedrich I gegen die Verbündeten von Brandenburg, Baden, Württemberg, Metz und Speyer. Georgs Bruder Albrecht V GvR (18) dagegen focht im Gefolge des besiegten Grafen Ulrich V von Württemberg und geriet, mit 3 Fürsten und 400 Reitern in pfälzische Gefangenschaft.

Erst 1464 wurde er, gegen hohes Lösegeld das größtenteils von Georg stammte, entlassen werden. Über diese Schlacht von Seckenheim hat Gustav Schwab ein passendes Gedicht mit dem Titel: „Das Mahl zu Heidelberg“ geschrieben. Dies kann auf Wunsch vorgelegt werden.

1479 war Georg I auf dem Turnier in Würzburg abermals erfolgreich. 1480 war er bis zu seinem Tod 1502 Kurpfälzischer Vogt in Bretten, er fällte dabei bestimmt viele Urteile im Sinne des christlichen Glaubens.
1486 erbaute er und sein Bruder Albrecht am Fuße der Burg, neben der Eselshohl oberhalb der Seemühle eine Kapelle, und lies von beiden ihr Epitaph hinein malen. Der Standplatz dieser Kapelle ist uns seit Mitte 2011 genau bekannt. Von mehreren Personen wird immer wieder erzählt, dass Georg im Jahr 1500 mit seinem Bruder Streit hatte, und er deshalb eine Trennmauer mitten durch die Kapelle gezogen haben soll.

 


Das längste Haus, der bedeutsame Erbauer und sein Schicksal

 

1536 erbaute der Reformator Bernhard I Göler von Ravensburg (19) im Anschluss an das Ritterschloss seines Vaters Georg I ein dreistöckiges Haus. Gleichzeitig hat er die Lücke zwischen dem Ritterschloss und Turm überbaut. Den Dachansatz dieses Hauses kann man noch heute an der westlichen Turmfläche erkennen. Das Haus wurde auch zwei Meter über die Turmkante Richtung Norden erweitert. Durch einen Flur konnte man in das höchste Haus seines Onkels Albrecht VI gelangen. Zusammen mit dem höchsten Haus entstand eine 42 Meter lange Nordfront. Auf der Westseite wurde der Gewölbekeller und das Haus bis zur Kante der inneren Ringmauer verlängert. Dadurch entstand auch hier eine Gesamtlänge von 27 Metern. Mit diesen Maßen war das Haus des Reformators das längste, das jemals auf der Burg erbaut wurde. Bevor Bernhard I dieses Haus erbaut hat, hat er zwei bedeutsame Entscheidungen getroffen:

1522 führte er nach einer Rede von Martin Luther in Heidelberg, welcher er beiwohnte, die Reformation in Sulzfeld ein. 1529 führte er eine der strengsten Dorfordnungen des Kraichgaus in Sulzfeld ein. Diese  Dorfordnung kann separat vorgelegt werden.
1546 traf ihn ein Schicksal, das keinem Göler vor oder nach ihm wiederfahren ist. Er wurde mit seiner ganzen Familie am 24. Dez. 1546 vom spanischen Leutnant „Liera“ aus seinem Haus auf der Burg vertrieben. Grund dafür war, weil Kaiser Karl V als Katholik aus Spanien, Berthold als Ketzer verfolgen lies.

Zwei Jahre später  kam er nach langen Verhandlungen, welche der Herzog Ulrich von Württemberg für ihn führte, wieder als gedemütigter Amtmann, Bundes- und Hofrat auf die nicht wiedererkennbare Ravensburg zurück. Er baute dann, so gut es ging, die zerstörten Gebäude, mit Ausnahme des Ritter- und des höchsten Hauses wieder auf.
1554 am 9. Oktober starb Berthold I im Beisein seines besten Freundes Johann Gallus. Johann Gallus war der erste Pfarrer im Kraichgau, welcher als Lutheraner predigte. Seine hauptsächliche Pfarrgemeinde war die in Sulzfeld.


Das höchste Haus, sein Aufbau und die Geheimnisse drum herum

 

1538 erbaute Albrecht VI Göler von Ravensburg (20) das allerhöchste Haus, welches jemals auf der Burg erbaut wurde. Dieses höchste Haus hatte vier Stockwerke und war 22 Meter hoch. Es wurde nördlich, direkt an den Burgturm angebaut. Der Giebelverlauf ist noch heute anhand von Verfärbungen am Turm zu erkennen.

Die Aufnahme von Herbert Mühlberger zeigt diese Verfärbungen in einer bisher nie erkennbaren Deutlichkeit.

 

Die nördliche Front des höchsten Hauses wurde bestimmt auf die Reststeine des Ringmauerfundaments aufgesetzt. Der Abstand zum Turm lässt darüber keine Zweifel aufkommen. Bevor Albrecht VI dieses Haus erbauen konnte, musste die hölzerne Schwungruten-Zugbrücke aus dem Jahre 1220, welche in der gleichhohen inneren Ringmauer zum Hocheingang geschwungen wurde, abgebaut werden. Das heißt, wenn über die Bauzeit Gefahr im Verzug war, musste man mit Strickleitern zum Hocheingang in den Turm Fliehen. Diese Zugbrücke wurde mit ziemlicher Sicherheit am Eingang des höchsten Hauses als Übergang zu den Resten der inneren Burgmauer verwendet.
Unter dem höchsten Haus war ein nicht Gewölbter Keller, welcher aber durch einen Seiteneingang mit dem kurz zuvor erbauten unterirdischen Wehrgang verbunden war. Der unterirdische Wehrgang hatte bisher keine schützenden Eingangstürme. Deshalb erbaute Albrecht VI den nördlichen Wehrgangturm, den Eckwehrturm, und den südwestlichen Geschützturm. Weil im Bereich des höchsten Hauses sehr viele Auf- und Abbauten getätigt wurden, musste die Äußere Ringmauer mehrmals wegen Einsturzgefahr ausgebessert werden. Dabei wurde in der zweitobersten Steinlage ein Sandsteinsturz mit der erst jetzt entdeckten Jahreszahl „1449“ eingebaut. Dieser Sturz kann nur von dem Abbruch des ersten Staffelgiebelhauses stammen.


Durch diese Auf- und Abbauten ist der nördliche Eckwehrturm im 19. Jahrhundert eingefallen. Er wurde, wie noch heute vorhanden, rechteckig wieder aufgebaut. Dass man nach der Fertigstellung des unterirdischen Wehrganges vom Renaissance Palas unter dem Torbau vorbei, am Rabankeller und dem höchsten Haus, bis zum Geschützturm, unerkannt hin und her laufen konnte, ist den meisten nicht bekannt. Dieser genial durchdachte Verbindungsgang hat, mit Sicherheit, zum Überleben der Göler und der anderen Burgbewohner beigetragen.

 


Das alte und das neue Ritterhaus

 

1565 erbaute Hans III Göler von Ravensburg (27) und dessen Frau Maria von Gemmingen das neue Ritterhaus. Dieses neue Ritterhaus wurde zum Teil auf dem Platz, wo sich das erste Wohnhaus  auf der Burg und später auch das alte Ritterhaus befanden. Das alte Ritterhaus oder „Bernhardsche Schloss“ genannt, kann dem Namen nach. nur Bernhard I ca. 1525 erbaut haben. Bernhard I muss dann 1536 das Bernhardsche Schloss seinem Taufpaten Bernhard II überschrieben haben.
Das alte Ritterhaus oder Bernhardsche Schloss wurde 1546 im Schmalkaldischen Krieg total zerstört. In einem Teilungsvertrag zwischen Bernhard II und seinem Bruder Hans III wurde die gesamte Grundfläche rechts vom Turm, einschließlich Rabankeller bis zur inneren Ringmauer, Hans III zugesprochen. Den Keller unter seinem neuen Ritterhaus hat Hans III mit dem unterirdischen Wehrgangsystem verbunden.

 

 

 

Das zweistöckige neue Ritterhaus muss, allen Unterlagen zufolge, ein Winkelbau gewesen sein, welche vorne über dem Rabenkeller an den Turm angebaut war. Rechts muss das neue Ritterhaus auf der inneren Ringmauer bis zum nördlichen Ende aufgesetzt gewesen sein. Über dem gotischen Eingangsportal des neuen Ritterhauses waren das Wappenschild der Göler von Ravensburg und das seiner Frau Anna Maria von Gemmingen angebracht.
Unterhalb des Wappenschildes stand auf einer Tafel folgende Lebensweisheit.
 

           „So entstehen wir, so vergehen wir,
            und der Tod ist von Anfang an gewiss“

 

Weil Hans III durch Einvernehmen mit seinem Bruder Bernhard II, das ganze Dorf Daisbach erhielt, wurde dieses Wappenschild Göler/Gemmingen am Ostseingang des Daisbacher Gölerschen Wasserschloss angebracht. Dort ist es noch heute zu besichtigen. Zu bemerken ist noch, dass alle heute noch lebenden Göler aus dieser Ehe von Hans III und seiner Frau von Gemmingen abstammen.
Das neue Ritterhaus von Hans III wurde von Ferdinand I Göler von Ravensburg (139) 1822 wegen Baufälligkeit abgerissen. Weil Ferdinand I 1829 die lange Scheuer im Rentamt, entlang der Bachstraße erbaute, wurden bestimmt alle brauchbaren Steine aus diesem Abriss dafür verwendet.


Der Renaissance Palas und seine bautechnischen Besonderheiten

 

1607 erbaute Hans Friedrich Göler von Ravensburg (29) und seine Frau Katharina von Mentzingen den Renaissance Palas, welcher ab 1725 das „Fritzsche Schloss“ genannt wurde. Seine damaligen Besitzer gehörten alle der Fritzschen Linie der Göler an. Von diesem Gebäude sind heute noch die Außenwände und die profilierten Mittelpfosten-Fensteröffnungen vorhanden.
Beim Wiederaufbau 1958 wurden die Fensteröffnungen vom Erdgeschoß mit einbezogen, und mit französischen Sprossenfenstern versehen. Bevor Hans Friedrich den Palas erbauen konnte, musste er den Vorgängerbau des Albrecht V von 1467 abreißen. Zuerst erbaute er den 22 X 10 X 8 Meter großen Gewölbekeller, welcher heute die Traukapelle ist. Gleichzeitig wurde die, noch heute vorhandene Spindeltreppe am linken Ende des Kellers erbaut. Diese Haupttreppe endet heute ebenerdig neben dem Haupteingang. Einst führte sie hinauf in das Obergeschoß.
Heute befindet sich diese gotische Spindeltreppe am linken Giebelturm des Amalienhofes. 1853 wurde sie von K.F.A. Viktor Göler von Ravensburg dort eingebaut.

 

Der typische Renaissance Palas hatte zwei geschwungene Stufengiebel, auf denen kreuzartige Zierspitzen aufgesetzt waren. Beim Aufbau des Palas wurde das Torhaus über seine ganze Breite überbaut, und das 30° steile Satteldach mit je neun geraden Schleppgauben versehen.
Im zweigeschossigen Palas waren im unteren Geschoß die beheizbaren Kemenaten der Frauen.
Im kreuzgewölbten Obergeschoß befand sich der große Festsaal. Das Kreuzgewölbe ruhte auf einer jonischen Mittelsäule, welche heute im hinteren Amalienhof-Park steht. Der polygene Erkerturm mit seinem achteckigen Zeltdach stand auf nicht stabilem Fundament. Er musste deshalb 1728 mit gekrönelten Sandsteinquadern neu aufgebaut werden.
Am Haupteingang ist heute noch das prächtige Renaissance Portal zu bewundern. Das Nebeneingangsportal vom Innenhof wurde im westlichen Giebelturm des Amalienhofs eingebaut. Über beide Portale existiert eine detaillierte Beschreibung.
1610 erbaute Hans Friedrich an der Ostfront den reizvollen Altan mit gotisierenden Maßwerk-Details und profilierten Brüstungsabdeckungen. An den herausragenden Kragsteinen sind dämonenartige Gebilde und eine Männerbüste aufgesetzt.
An der Südfläche der Altanmauer wurde in drei Metern Höhe eine Türe eingebaut. Diese ist heute zugemauert. Das Geheimnis dieser Türe, sowie eine detaillierte Altan-Beschreibung können ebenfalls vorgelegt werden.

 

 Ansicht heute:

Torhaus zum inneren Burghof.

Die Innenmauer des Palas.
1970 wurde der untere Stock
überdacht.


Das Haus des „Dicken Herrn“ und seine bewegte Vergangenheit

 

1725 wohnte Johann Friedrich II Göler von Ravensburg  (132e), genannt: der „Dicke Herr“ in dem über 300 Jahre alten Haus links vom Turm. Von diesem Haus sind einige der längsten Besitz- und Bauzusammenhänge auf der Ravensburg nachweisbar:

1486 erbaute auf diesem Platz Georg I sein Ritterschloss. ( Beschr.Nr 6.)
1536 erweiterte Bernhard I es zum längsten Haus auf der Burg. (Nr. 10)
1554 erbte der baubesessene Bernhard II (21) das Haus von seinem Onkel Bernhard I.
1561 war der ebenfalls baubesessene Hans III (27) mit seinem Bruder Mitbesitzer des Hauses.
1601 erbte Hans Friedrich, der Erbauer des Palas, und wohnte darin bis zur Fertigstellung des Palas.
1631 wurde Johann Bernhard I (30) Besitzer und schrieb darin die zweite Chronik der Göler.
1679 erbte Johann Bernhard II (31) das Haus und zeugte mit Maria von Sternenfels 10 Kinder darin.
1701 wurde Ludwig Ferdinand (132), der Streitbare Vater vom „Dicken Herrn“ Eigentümer des Hauses.
1725 bekam schließlich Johann Friedrich II der „Dicke Herr“ das Haus überschrieben.

1807 hat der Erbnachfolger Benjamin Göler von Ravensburg (200) das fast zusammengefallene Haus des „Dicken Herrn“ abgetragen. Er verwendete die Steine zum Bau der Ökonomiegebäude im Amalienhof. Bestimmt sind auch die Reste der Eingangsportale dort zu finden. Außer Georg I 1486, Ludwig Ferdinand1701 und Johann Friedrich II 1725, haben alle anderen Besitzer das Haus nach ihren jeweiligen Bedürfnissen umgebaut. Sie benutzten dieses Haus meist nur als Übergangswohnung, bis ihre jeweiligen Domizile fertiggestellt waren.
Natürlich hat in diesen 321 Jahren jeder Besitzer, dem Zeitgeist und dem jeweiligen Baustil entsprechend, seinen Stempel aufgedrückt. Dadurch entstand an diesem Gebäude ein Sammelsurium an verschiedenen Baustilen. Deshalb ist es keiner Epoche zuzuordnen.
Als 1765 der „Dicke Herr“ ledigen Standes starb, hatte das Haus trotzdem einen Spätbarockstil-Charakter. Im rechten, ältesten Teil des Hauses von 1486 war der gotische Eingang von Georg I immer noch bruchstückhaft erhalten. In diesem alten Hausteil wohnten vermutlich schon seit 1536 die Bediensteten der jeweiligen Besitzer.

 

 

 

 

Deshalb wurde hier fast nichts renoviert. Dahingegen wurde der Barockstil-Eingang zum Haupthaus immer renoviert.

Der Gewölbekeller war naturgemäß wichtig, wurde immer modernisiert und mit neuen Türen versehen.


Das Haus des „Langen Herrn“ mit unterem und oberem Eingangsportal

 

 

1755 erbaute Ludwig Friedrich I Göler von Ravensburg (134) genannt: „Der Lange Herr“ das einzige Haus auf der Ravensburg, mit einem unteren und oberen Eingang. Er hat dieses Haus auf dem Platz des heutigen Restaurants nach Westen verlaufend, als einstöckigen Barockbau errichtet. Das Gebäude war 26 Meter lang und wurde, mit seiner Nordfront auf die innere Ringmauer, und mit seiner Südfront auf die äußere Ringmauer aufgesetzt. Zwischen der inneren und der äußeren Ringmauer wurde, vor der Erbauung ein Untergeschoß-Keller mit Balkendecke errichtet. Durch diesen Untergeschoß-Keller war es möglich, auch durch den Eingang vom Burggraben aus, in das Haus des „Langen Herren“ zu gelangen. 1755 war der Schutz durch die hohe Ringmauer nicht mehr notwendig.

Das heute zugemauerte, romanische Portal, links vom Traukapellen-Eingang, war der untere Eingang. Die ebenfalls zugemauerten Fenster oberhalb des romanischen Portals, und die rechts vom Stützpfeiler beweisen, dass dahinter nicht nur ein Keller, sondern auch ein Untergeschoß vorhanden gewesen sein muss.
Vor dem Aufbau des Restaurants 1960, konnten wir Kinder in diesen Untergeschoß-Keller  gehen. Weil er so dunkel war, nannten wir ihn: „Hexenkeller“. Heute wird dieses Untergeschoß als Vorratskeller für das Restaurant genutzt. Durch eine Treppe zwischen dem Palas und dem heutigen Restaurant, kann man wie damals in das Untergeschoß vom Haus des „Langen Herren“, bzw. den heutigen Vorratskeller gelangen.

 

 

Vom Burghofebenen Eingang war mitten im Haus ein Barockportal mit Rokoko-Umrahmung eingebaut. Darüber angebracht waren die Schilde des Ludwig Friedrich I GvR und dessen Frau Wilhelmine Friedrich geb. Horneck von Hornberg, mit der Jahreszahl 1755. Der Barockbau des „Langen Herrn“ wurde 1822 von Benjamin Göler von Ravensburg (200) abgetragen.

Das Barockportal hat er am Haupteingang des Amalienhofs, oberhalb der Podest-Treppe eingebaut. Da der Amalienhof heute in Privatbesitz ist, kann man dieses herrliche Portal nicht mehr besichtigen.
Eine Skizze davon kann auf Wunsch vorgelegt werden.{jcomments on}

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