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Unteres Schloss

Details

 

(8) Die ersten Bürgerhäuser an der verlängerten Geistgasse
und deren Besitzfolgen von 1710 bis heute

Die ersten Bürger, welche an der verlängerten Geistgasse zur Hirschstraße, als direkte Anrainer zum alten Freihaus-Areal ein Haus bauen durften, konnten ermittelt werden.

Ohne Zweifel durfte aber in der Zeit, als die Göler noch das alte Freihaus bewohnten, nur ein herrschaftstreuer Bürger dort ein Grundstück kaufen. Der erste, der dort ein Grundstück kaufen durfte, war der herrschaftliche Feldamtmann Michael Teutsch. Im Jahr 1710 kaufte er das Eckgrundstück Geistgasse/Hirschstraße (heute Finck) und erbaute darauf ein Holzfachwerkhaus. Er musste es aus Sicherheitsgründen mit dem östlichen Dorftor verbinden.
Dieses Haus war auch das Elternhaus des Hausvogts der Gölerschen Feldökonomie, Johann Jakob Teutsch, welcher das Haus Bührle/Teutsch in der Vorderenstraße 57 übernahm und 1760 dort hin umgezogen ist. Sein Bruder Bernhard bewohnte das Elternhaus bis 1773, danach wurde es an Tagelöhner vermietet. 63 Jahre später wurde das Haus, weil baufällig, zusammen mit dem östlichen Dorftor, 1836 vom damaligen Besitzer und Bürgermeister von Sulzfeld, Gotlieb Teutsch, abgerissen.
Bis 1880 war das Grundstück unbebaut und wurde jetzt von Johann Krüger gekauft. Johann Krüger betrieb in der Friedhofstaße 9 (heute Förster) einen gutgehenden Viktualienhandel. Er baute 1882 das heute noch stehende Haus Finck auf diesem Grundstück. Durch diese und andere Bautätigkeiten machte er 1883 Bankrott. Daraufhin ließ er Hals über Kopf seine Frau Regina geb. Eigenmann mit 12 Kindern alleine und flüchtete nach Amerika.
1885 kaufte dann der Bäckermeister Otto Finck aus Heidelsheim und legte mit seiner Frau, geb. Eißler den Grundstock für das Stammhaus Finck. Sein Sohn, der Bäckermeister Otto Finck, übernahm 1935 das Anwesen. Über die Kriegszeit war die Bäckerei geschlossen. Denn es durfte nur eine Bäckerei in Sulzfeld betrieben werden, welche die Bäckerei Antritter war.
1950 hat dann Otto Finck die Hofeinfahrt im Zuge des Backstuben-Neubaus überbaut. 1962 übernahm der Bäckermeister und spätere Bundesverdienstkreuzträger Fritz Finck das Anwesen, kaufte das Haus Valet und erweiterte seine Backstube in dieser Richtung.  Seit 1995 betreibt sein Sohn Dietmar Finck als Bäckermeister und Gemeinderat die Bäckerei.



Der zweite Sulzfelder Bürger, welcher im heutigen Dreiecksquartier Finck ein Grundstück kaufen durfte, war Johann Häge (2723). Weil sein Großvater Jakob Häge (2718) Schultheiß war, fädelte dieser den Grundstückskauf ein. Nachdem Johann Häge das Gasthaus im Neuhof als Bestandswirt aufgab, baute er 1860, als Küfermeister sein Haus in der Geistgasse, welches heute noch steht.
Sein Sohn Karl Friedrich Häge (2728) war Totengräber und Steinhauer. Er ist 1910 in das Haus seiner Frau Wilhelmine, geb. Fischer in der Friedhofstraße 4 gezogen. Dort hatte er, gegenüber der ersten Leichenhalle, oberhalb des Anwesens Pfefferle/Förster seine Steinhauer-Werkstatt. Die vom Totengräber gefundenen Totenschädel stellte er, in Reih und Glied zur Schau auf. Er hat sich auch an der Abdeckplatte der Friedhofsmauer mit: F.H. 1947 verewigt.
Das Haus in der Geistgasse überließ er seinem Sohn Friedrich Ludwig (2735). Friedrich Ludwig heiratete Anna Haberland. Deren Sohn Friedrich Jakob war ein sehr guter Fußballspieler, deshalb nannte man ihn „Bomben“.
Weil Karl Friedrich Ludwig 1942 in Russland gefallen ist, heiratete seine Witwe Anna 1943 den Metzger Wilhelm Quast. Nach dem Tod von Anna und Wilhelm Quast verkauften deren Kinder das Haus 1978 an Hermann Valet, von welchem es 1980 Fritz Finck erworben hat.
Der dritte Sulzfelder Bürger, welcher im heutigen, sogenannten Dreiecksquartier Finck ein Grundstück kaufen durfte, war Carl Störzinger (7400). Er war ein Weingärtner bei den Gölern, allerdings war sein Bruder Gottlieb herrschaftlicher Hausarzt bei den Gölern. Dieser sorgte dafür, dass Carl Störzinger den Bauplatz bekam, um sein Häuschen darauf zu erbauen.
Sein Sohn Georg (7403) übernahm dann das kleine Häuschen. Und schließlich wurde dessen Sohn Wilhelm Störzinger, als Leichenträger und Steinhauer der Besitzer. Er hat in diesem typischen Sulzfelder Steinhauer-Häuschen, auf engstem Raum für seine 12 Kinder, in Anbauten Hasen und Geißen gehalten und im Winter Christbaumständer gemeißelt. Damit konnte er alle gerade so über die Runden bringen.

Seine letzte Tochter war Anna Berta, welche Karl Bopp aus Stetten am Heuchelberg heiratete. Weil Karl Bopp 1942 in Russland gefallen ist, verkaufte Anna Berta Bopp das Häuschen an den Bäckermeister Fritz Finck. Mit diesem Geld kaufte sie das Anwesen Hauptstraße 81. Im Zuge der nötigen Erweiterung hat dann Fritz Finck das Häuschen abgerissen und eine Garage darauf erbaut.

(8a) Lageskizze der ersten Bürgerhäuser an der Geistgasse,
östlich des noch von den Gölern bewohnten Freihaus im Barockgarten

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