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Unteres Schloss

Details

 

(22) Die Gebäude des neuen Ochsenareals und seine Besonderheiten 1881 - 1965

In dem Baustil des neu aufgebauten Gasthauses Ochsen konnte man noch klassizistische Züge erkennen. Hauptsächlich ist das an den runden Zierwulstleisten vom Kellerabschluss zu erkennen. Auch das kantige Gurtgesims mit seinen stichbogenförmigen Konsolsteinen war klassizistisch. Allerdings sind die Fenstergewänder, die Fensterkappengesimse und die Fensterbänke Gründerstil-Details. Dahingegen wurden die tragenden Ecklisenen-Pfeiler schon seit dem Barockstil verbaut.
In dieser Aufbauzeit gab es in Sulzfeld zwei nachgewiesene Maurerfamilien, und zwar die Gebr. Himmel, mit Wilhelm, Carl und Johann, sowie die Familie Steinmetz, mit Jakob und Sohn Gottfried. Deshalb ist anzunehmen, dass diese einheimischen Maurer beim Aufbau der Ochsengebäude beteiligt waren. Das einmalige am neuen Ochsengebäude war das Giebeldach mit seinem schützenden Vorsprung von fast einem Meter. Vor allem haben die, spitz nach unten verlaufenden, profilierten Zierbretter an den Außenkanten der Stuhlrämbalken dem Gebäude ein alpenraumtypisches Aussehen verliehen.
Durch diese Besonderheit im Kraichgau, welcher auch „Badische Toskana l“ genannt wird, haben wir den Baustil des Ochsen, im Nachhinein, als „Badischen Toskana Stil“ bezeichnet.
Der Haupteingang des Gasthauses wurde an der traufseitigen Gründerstilfassade entlang der Hauptstraße, genau in der Gebäudemitte, eingebaut. Nach einer etwa 120 cm breiten, 5-stufigen Sandstein-Massivtreppe, wovon 4 Stufen innerhalb der Eingangsaussparung lagen, konnte man die eichene Füllungstüre, auf einem kleinen Podest stehend, öffnen.
Nach dem Eintritt in das Gasthaus erreichte man links die Wirtschaft, in deren Mitte eine Stahlsäule als Deckenstütze stand. Rechts vom Flur und hinter der Wirtschaft befand sich je ein Nebenzimmer. Von der Wirtschaft konnte man ebenerdig in den Biergarten, hinter der Ochsenmauer und, unter großen Kastanienbäumen, zur Kegelbahn gelangen. Im oberen Stockwerk befanden sich die Wohnräume der jeweiligen Besitzer-Familien und der späteren Pächter sowie drei Fremdenzimmer.

Rechts vom Ochsengebäude, an der Hauptstraße war das Eingangsportal zum Innenhof. Dort stand rechts und links ein Sandsteinpfosten, welche bestimmt noch vom „unteren Schloss“ stammten. Sie hatten oben ausladende Kapitelle auf welchen, zu Schlosszeiten bestimmt Sandstein-Kugeln aufgesetzt waren. Zwischen den Pfosten war ein Schmiedeeisernes, zweiflügeliges Tor eingebaut.
Die Wirtshausfenster Richtung Süden waren in den Füllungen mit Trübglas ausgelegt, auf denen die Zigarettenmarke „Eckstein“ für Rauchgenuß warb.
Der ebenfalls neu aufgebaute Saalbau wurde, mit dem hinteren, unterkellerten Anbau mit der nach rechts verlaufenden Scheune durch ein Kehldach verbunden.

Zwischen der Scheune und dem noch als Ruine stehenden Gesindehaus wurde ein kleiner Verbindungsbau, in welchem sich in den 60er Jahren das Kunstdüngerlager des Eppinger Lagerhauses befand, angebaut. Das Gesindehaus wurde im alten Baustil wieder aufgebaut. In diesem Gesindehaus wohnten zu herrschaftlichen Zeiten und auch noch zu Zeiten der Familie Bosecker und Weigert, deren Bedienstete. Diese Bediensteten nannte man früher „Gesinde“, welche meist in einem persönlichen Abhängigkeitsverhältnis zu ihrer Herrschaft bzw. Ihren Arbeitgebern, als Knechte oder Mägde standen.
Die Kegelbahn, der Saalbau, die Scheune und alle Anbauten hatten keine besonderen Stilrichtungen vorzuweisen, weil sie mit dem üblichen Satteldach und Giebelbrettsystem aufgebaut waren. Der Saalbau konnte direkt durch den Hauptgebäudeflur, über einen überdachten Durchgang betreten werden.
Der Saalbau war auch, rechts hinten, über eine Außentreppe erreichbar.
Diese Außentreppe wurde nach dem Krieg vom Lagerhaus als Haupteingang über die angebaute Rampe benutzt.

 

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