Sandsteine, Steinbrüche und Steinhauer
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- Kategorie: HISTORIC
- Erstellt am Dienstag, 24. Januar 2012 22:46
- Zuletzt aktualisiert am Freitag, 27. April 2012 23:48
- Geschrieben von J. Riedinger
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Abwendung vom Sandstein
Schon ab 1950 zeichnete sich eine stetige Abkehr vom Sandstein ab. In immer größerem Maße
wurde das Baumaterial industrialisiert. Die Nachkriegszauberworte ~neu, besser, billiger, schneller
und pflegeleichter stahlen jedem Handwerk sein Auskommen. Dazu der Reiz des Exotischen und
des Ungewöhnlichen, schon schlitterte der Sandstein mit anderen altbewährten Materialien in
Richtung Abstellgleis. Anführen will ich hier nur den Hanf, der noch 250 Jahre zuvor wertvoll
genug war, um Kriege zu führen.
Jetzt aber gab es ,Kunststein, Kunstfaser und Kulturbanausen, schneller, pflegeleichter, Ex und Hopp!"
Die Wegwerfgesellschaft wurde gezüchtet. Die Makadam-Decke hielt ihre Eroberungszüge und
verdrängte die geschotterten Straßen, Feld- und Waldwege. Gartenmauern wurden aus gebrochenen
Betonblöcken erstellt. Die Eingangsstufen sind betoniert und mit Granit belegt.
Selbst die Grabmale unserer Verstorbenen durften kein Moos mehr ansetzen. Gehen wir durch die
Reihen unserer Verstorbenen, die hinter dem geheimnisvollen Vorhang zu unseren Ahnen reiften,
stellen wir fest, dass, auch wenn sie in heimischem Boden aufgenommen wurden, blicken sie auf
unheimliche Gedenksteine herab: Blauer Lapislazuli, weißer Carrara, grüner Travertin über rotem
Rhodochronit zu hellgrauem Impala und, weil er gerade im Sonderangebot war, Basalt- oder Diagogneis.
So mancher Steinhauer würde sich im Grab umdrehen, wenn er das zu Gesicht bekäme.
Wären die Grabmale aus heimischem Sandstein hergestellt worden, würden hier Arbeitsplätze entstehen
und man könnte den fortschreitenden Verfall des Toten oben an der Patina, dem Moos, den Rissen und
den Abplatzungen des Grabsteins nachvollziehen.
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