Historische Baulichkeiten

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Kategorie: HISTORIC
Erstellt am Dienstag, 24. Januar 2012 22:18
Zuletzt aktualisiert am Mittwoch, 25. Januar 2012 11:29
Geschrieben von J. Riedinger
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Vorwort:

In dieser historisch-urgeschichtlichen Arbeit wurde von den jeweiligen herrschaftlichen Machthabern, ihrer kulturhistorischen Bedeutung und vor allem über ihre Baulichkeiten ermittelt.

Es werden aber in der vorliegenden Arbeit nur die kaum bekannten Ermittlungsergebnisse aus der Sulzfelder Vergangenheit zwischen 5.000 v. Chr. und 1.800 n.Chr.

beschrieben.

Die meist sensationellen Ergebnisse sind zeitlich dokumentiert und in begrenzter Kurzform aufgeführt.

Manfred Himmel


Historische Sulzfelder Baulichkeiten

von 5.000 vor Christus bis 1.800 nach Christus









Manfred Himmel brachte sensationelle Ergebnisse zu Tage.

 


 

 



 

5.000 bis 3.000 vor Christus

Laut den Sulzfelder Siedlungsfunden im Bereich Heuscheuer und des Brunnenhäuschens an der Gemarkungsgrenze zu Mühlbach und Eppingen, etwa beim heutigen Schilfbiotop, müssen Bandkeramische Bauern gelebt haben.

In der so genannten Jungsteinzeit, zwischen 5.000 und 3.000 v. Chr., wohnten diese Bandkeramischen Bauern in Langhäusern. Die Namensbezeichnung ~Bandkeramiker" wurde von der Bandverzierung ihrer primitiven Töpferwaren abgeleitet.

Das Deutsche Archäologische Institut in Frankfurt hat in mehreren Schriften solche Langhäuser für dieses Gebiet nachgewiesen. Diese Langhäuser waren nach 25 Jahren baufällig. Deshalb wurden Jahrhunderte lang auf demselben Platz immer wieder zeitangepasste, neue Langhäuser erbaut.

Ein solches Langhaus war meist 25 Meter lang und 8 Meter breit. Die senkrechten runden Tragpfosten waren im vorderen Wohnbereich mit Rutengeflechten miteinander verbunden. Die dann noch offenen Zwischenräume wurden mit Reisig oder Schilf ausgestopft und innen mit Lehm verschmiert. Der hintere Stallbereich war nur mit senkrechten, direkt nebeneinander aufgestellten Holzpfosten versehen. Die Dachsparren sind am First miteinander verbunden worden, wobei die Enden einen Meter über den First kreuzweise hinausreichten. Das Dach selbst wurde mË Ried und Schilfrohr wasserdicht abgedeckt.

Um 1.200 vor Christus

In der Umenfelder Bronzezeit lebten unsere Vorfahren bis 1.200 n.Chr, immer noch im Bereich der Heuscheuer. Ihre rechteckigen Häuser standen jetzt in einem Siedlungsverbund.

Der herrschende Priester wohnte in einem heiligen, eingezäunten, quadratischen Feld, wo die Toten verbrannt und ihre Asche in Urnen beigesetzt wurde. Daher kommt der Name Urnenfeld.

Mit ihren Schwertern und Lanzen aus Bronze konnten sich unsere Vorfahren sehr gut verteidigen.

Ab 600 vor Christus

In der Hallstattzeit ab 600 v. Chr. nahmen die herrschenden frühkeltischen Priester den Ravensburghügel in Besitz. Sie bauten dort oben ihre Kultstätten aus Holz und verehrten ihre vielen Götter darin.

Weil man in den Gewannen Längsfeld-Stuben und Effelderich aus dieser Zeit Gegenstände und verbrannte Erde vorfand, müssen hier die keltischen Bauern in Grubenhäusern aus Holzpfosten gewohnt haben.

Um 500 vor Christus

Die stolzen Kelten haben um 500 v. Chr. das Gebiet um Sulzfeld herum urbar gemacht. Sie entdeckten die vielen Wasserquellen entlang der Kohlbach und verlegten zu ihnen Holzstege, um aus den eingefassten Quellen Wasser schöpfen zu können. Auch die Salzschichten unterhalb der Ravensburg sind ihnen nicht verborgen geblieben.

Um 400 vor Christus

Aus der Latenezeit um 400 v. Chr. wurde in einer keltischen Siedlung am Niederberg (Weinberg rechts Richtung Zaisenhausen) ein hen'lich geschmiedeter Bronze-Halsring gefunden. Vermutlich wurde hier eine Keltenfürstin begraben.

Um 300 vor Christus

Als nun 300 v. Chr. die keltische Blütezeit durch das Eindringen der Römer beendet wurde, haben die Kelten ihre hölzernen Wohnhäuser und die Heiligtümer auf dem Ravensburghügel verbrannt. Danach zogen sie in grollen und kleinen Gruppen Richtung Südeuropa.


 

Die Zeit um Christi Geburt

Unser Gebiet war nach Abzug der Kelten während der Zeit um Christi Geburt fast siedlungsleer, aber schon bald wurden von den Römern Bauemhöfe, Gebäude mit der Bezeichnung ,Villa Rustika" erbaut, und zwar bei der Heuscheuer und am Hesselsee kurz vor Zaisenhausen. In deren Umfeld sind viele römische Tonscherben gefunden worden, die dies bestätigen.

Um 200 nach Christus

Das Getreide, das die römischen Gutshöfe produzierten, musste auch zu Mehl gemahlen werden. Deshalb bauten die Römer 200 n.Chr, die Seemühle in einfachsten Grundzügen auf und nannten sie Wilremühl am Ur-Sulzfelder Weiler.

Auch verlegten sie an der Weilergasse die ersten Sandsteinplatten aus den Anfängen der Steinbrüche im Kruschhalder Gebirge (Ochsenburger Wald), welche dann die erste Brücke über den Kohlbach war.

Alle umliegenden Bauernhöfe, die römische Warte auf dem Ravensburghügel sowie die Seemühle und die schon von Kelten entdeckten warmen Quellen in der Sulzfelder Badstube wurden durch Straßen und Wege miteinander verbunden.

Um 220 nach Christus

Mit Sicherheit sind den Römem die warmen Quellen in der Sulzfelder Badstube, welche sich entlang der Kohlbach zwischen der heutigen Gartenstral~ (Gänsweide) und der Mühlbacherstraße (Förster) befanden, nicht entgangen.

Im 19. Jahrhundert bestätigte ein Herr Dr. Bauer vom Wasseramt des Pfinzkreises, dass die 1810 entdeckten warmen Quellen schon von den Römern und später auch von den Tiefburgbewohnern (Rentamt) benutzt worden waren.

In alten Ortsplänen heißt die heutige Bachstraße Badgasse, weil diese Gasse direkt zu den Badstuben führte.

Noch heute werden bei tieferen GaÉenarbeiten in diesem Gebiet SandsteinplaËen gefunden, welche sicherlich als Rand- und Unterlagsplatten um die warmen Quellen herum verlegt waren. Auch könnte man sich deshalb auf diesen Platten typisch römische Kuppeldach-Zelte als Umkleide-Kabinen vorstellen, worin sich die Römer vor 1800 Jahren für ihre täglichen Thermalbäder vorbereiteten.

Um 250 nach Christus

Auf dem HOhepunkt der römischen Besatzungszeit um 250 n.Chr, wurden auch um Sulzfeld herum von den R6mem Stra~)en gebaut Diese Stral~,en hat Kad Dettling aus Mühlbach erforscht und deren Vedauf beschdeben. Eine der wichtigsten römischen MilËàr-Straßen verlief vom Kastellplatz Wahlheim über das Vicus-Dorf Güglingen, östlich um Mühlbach herum zur Sulzfelder Villa Rustika an der Heuscheuer, weiter am Pfahlweg vorbei, über den heutigen Tunnel zum Olberg, über die Bundesstra[àa 293 zum Lipplesberg, durch den Forlenwald zur Villa Rustika am Hesselsee (der zweiten Villa Rustika in Sulzfeld), dann weiter über Menzingen, Neuenbürg, Zeutem zum SlTal.~,en-Vicus-Dorf Stetlfeld.

Um 260 nach Christus

Eine andere römische Nebenstraße zweigte 260 n.Chr, von der oben beschriebenen Milit~rstraße ca. 2 Kilometer vor Mühlbach beim Pfisterhof und bei den keltischen Grabhûgeln nach Westen ab und verlief an der höchsten Sulzfelder Stelle (332 Meter Höhe) dort, wo die Kohlbach entspringt, über den Riesenhof nach Stemenfels, Flehingen, Kraichtal bis nach Kirrlach.

Um 275 nach Christus

Die Römer bauten auf fast jedem Kraichgauhügel um 275 n.Chr, eine hohe Warte. Nachgewiesen sind solche auf dem Wilfenberg bei Derdingen, am Götzenberg bei Flehingen, auf dem Burgberg in Stemenfels, auf dem Eichelberg bei Elsenz, auf dem Steinsberg bei Weiler, auf dem Stocksberg bei Stockheim, auf den Michelsbergen bei Cleebronn, bei Grombach und bei Gundelsheim.

Wenn auf jedem dieser Hügel eine römische Warte stand, dann stand erst recht und mË Sicherheit auch eine auf unserem Ravensburghügel.

Jede dieser hohen Warten war aus Holz, ähnlich den Chartaquen der Eppinger Linien, aufgebaut. Die römische, hohe Warte auf dem Ravensburghügel wurde abzweigend von der Militärstraße, gleich nach Mèhlbach am heutigen Römerstein, den Himmelreichbach überquerend und dann in etwa der heutigen Stral3e nach M0hlbach folgend, erreicht.


Um 280 nach Christus

Um von der römischen Warte vom Ravensburghügel aus die Seem0hle und vor allem die Therme in der Sulzfelder Badstube problemlos erreichen zu können, bauten die Römer den ersten Verbindungsweg abwärts, Richtung Westen, und nannten ihn Eselehohl.

Dieser Name ist der Beweis, dass die Römer auch in Sulzfeld waren, denn in allen umliegenden Orten wie Rohrbach a. G., Bahnbracken, Gochsheim, Gondelsheim und Knittlingen, wo die Römer nachweislich waren, gibt es Eselswege, Eselssteigungen, Eselsschinderwege und Esels-Gewann-Namen. Also stammt unser EselshohI-Name auch von den Römern.

Laut Leopold Feigenbutz gaben die Römer den ansteigenden Wegstellen den Namen der Esel, weil sie ihre Lasten meist mit diesen Tieren transportierten, die an diesen Steigungen geschunden wurden.

Die landläufige Meinung, dass der Name Eselshohl durch die herrschaftlichen Diener, die mit Eseln Wasser zur Burg schleppten, herstammen soll, ist nachvollziehbar, aber falsch, denn der Ursprung dieser Bezeichnung lag eindeutig, wie oben nachgewiesen, bei den Römern.

Um 295 nach Christus

Nachdem die Römer alles vermessen hatten, verpachteten sie die Parzellen an römische Vetaranen des Heeres und an die Gallisohen Einheimischen.

Dann wurden die ersten Wohn- und Handwerksbehausungen an der Weilergasse und entlang der Kohlbach erbaut. Die Römer nannten dann das ganze Sulzfelder Gebiet ~Soliafeldia", also Sonnenfeld, weil die Sonne in jede Ritze der Felder hinein schien (und bis heute noch scheint). Die Seem0hle nannten sie Wilrem0hie, als Mühle am Weiler.

Um 330 nach Christus

Im Jahre 330 n.Chr, hat der rOmische Landvogt Corrius Torquatus auf dem Ravensburghügel ein kleines Bergschloss errichtet. Er nannte das Schloes Ravanius, nach dem Namen seines Vetters, der Ravainiam hieß. Dieser Ravainiam war demnach Urheber des Namens Ravensburg.

In allen Chroniken wird der von Wimpfen kommende Raven de Wimpina als Namensgeber der Ravensburg bezeichnet. Das ist insoweit richtig, aber nur weil er ein Nachkomme dieses Ravainiam war.

Der Name Corrius wird ins Deutsche mit "Rabe" 0bersetzt, woraus dann der Vorname Raban entstand. Dieser Torquatus und sein Vetter Ravainiam nannten sich dann grundsatzlich als erste Raban von Ravensburg.

Um 500 nach Christus

In den Jahren zwischen 300 - 700 n.Chr., als zuerst die Alamannen und dann die Franken Sollsfeldia beherrschten, wurde dann das Bergschloss des Raban von Ravensburg, weil es aus Stein und römischen Ursprunqs war, zerstört.

Um 600 nach Christus

Etwa 600 n.Chr, haben die Alamannischen Bauern aus den Abbruchsteinen des Bergschlosses die Fundamente für ihre ersten BauemhOfe im Bereich des heutigen Rentamtes verwendet. Durch die fruchtbaren Ackerflächen in "Solisfeldia" wurden diese zu Großbauem und vermischten sich mit den Franken. Diese so genannten "Unterrasalen" und der herrschende Gaugraf Wolfram erbauten dann zu ihrem Schutz eine Tiefourg am heutigen Rentamt.

Das jetzt entstandene Grafengeschlecht derer von Oetingen erweitert® die Tiefburg zu einem Wasserschloss. Der Wassergraben wurde von der Lohnbach, welche damals fast soviel Wasser wie die Kohlbach führte, durch einen künstlichen Kanal gefüllt.


Um 700 nach Christus

Als etwa 700 n.Chr, die Kronengewalt auf die Fränkischen Grafen von Oetingen übergegangen war, haben sie dem Heidentum abgeschworen und fahrten das Christentum in Sulzfeld ein. Diese frommen Grafen bauten jetzt ohne einen bischöfiichen Segen auf dem heutigen Kirchengelände die erste fachwerkartige Holzkirche mit Eichenbalken aus dem Kruschhalder Wald.

Auf dem stumpf zulaufenden Satteldach wurde dieerste Sulzfelder Glocke aufgehängt. Diese Kirche war dann das Vorbild der typisch frankischen Bauemhäuser von Sulzfeld.

Um 800 nach Christus

Weil die Bauern und die Handwerker von "Solisfeldia" an der Weilergasse Schutz vor ungebetenen Einddnglingen suchten, 0hersiedelten sie um 800 n.Chr, in den geschützten Bereich um die Tiefburg und die Kirche.

Sie bauten dann die ersten Dorftore und haben somit das Herz vom heutigen Sulzfeld angelegt.

Um 930 nach Christus

Zu Zeiten Kaiser Heinrichs des Ersten, der auch der Vogler genannt wurde, lebte in Sulzfeld 930 n.Chr, ein Edelknecht namens Ravanus Göler. Er nannte sich mit Vornamen "Ravanus", weil er von dem römischen Ravainiam abstammte, nach dem im 4. Jahrhundert n.Chr, das Bergschloss "Ravanius" oberhalb von Sulzfeld genannt worden war. Seinen Nachnamen "Göler" leitete er von dem Gollerbach (heute Kohlbach) ab, wo er sein zu Hause hatte.

Er wurde for seine Kriegsdienste vom Kaiser mit Güutern in Sulzfeld belohnt, da er viele feindliche Soldaten getötet hatte.

Weil er jetzt ein reicher Mann war, 0bemahm er den größten bewohnbaren Teil der Tiefburg. Er nannte sich jetzt Ritter Raben Göler von Ravensburg. Mit ~Ravenaburg" meinte er aber die Tiefi3urg unten in Sulzfeld, denn die Ravensburg auf dem H0gel war zu seiner Zeit noch nicht gebaut. Auf dem kahlen Ravensburgh0gel lagen lediglich unbrauchbare Reststeine, die die Franken von dem abgerissenen römischen Bergschloss des Ravainiam aus dem 4. Jahrhundert nicht gebraucht hatten.

Um 965 nach Christus

Ravanus' Sohn Kaff heiratete als reicher Erbe im Jahre 965 nach Christus die Tochter Berta des Kraichgaugrafen von Oetingen, dem Erbauer der Sulzfelder Tiefourg. Noch in der unteren Ravensburg zeugten sie drei Söhne und zwar Heinrich, Hugo und Ulrich, die dann die Stammväter der Linien von Ravensburg, von Menzingen und von Helmstadt wurden.

Hugo orientierte sich durch Heirat nach Menzingen und Ulrich nach Helmstadt. Heindch musste aus der unteren Ravensburg ('l'iefburg) wegen den standigen Belagerungen feindlicher Truppen fliehen. Er baute sich in Bad Rappenau im Bereich de heutigen Wasserschlosses mit Unterstützung seiner Brüder Hugo und Ulrich eine neue Existenz auf und nannte diese ~Ravens Au", nach seinem Namen.

Um 1156 nach Christus

Heinrichs Enkel Egon heiratete die Tochter Juditha des Grafen Erkinger von Magenheim bei Cleebronn. Er orientierte sich wieder nach Sulzfeld und erbaute 1156 n.Chr, die M0hle an der Kohlbach kurz vor Zaisenhausen und nannte diese nach seinem Namen .Egonmühle". Egon und Juditha zeugten keine Kinder, weshalb sie die Egonmühle kur vor ihrem Tode an einen GroP. bauern verkauffen.

Dieser Grol~bauer war auf den Erwerb der EgonmQhle so stolz, dass er sie EigenmQhie nannte. Heute noch finden wir im Sulzfelder Sippenbuch verschiedene Namen von Müllem auf der Egenmühle. Egenm0hie ist laut Mittelhochdeutschem WöÉerbuch von Eigenmühie abgeleitet.


Um 1190 nach Christus

Im Mai des Jahres 1190 n.Chr, wird der begüterte und bedeutende Reichsminister Ravan de Wimpina in einer Wormser Bischofsurkunde als Zeuge genannt. Deshalb wird in der GOlerschen Stammtafel dieser von Rappenau kommende ~Raven de Wimpina" als der G6iersche Stammvater dargestellt.

Nach den bereits erwähnten Erkenntnissen war aber dieser Raven de Wimpina ein Urenkel von Heinrich Göler von Ravensburg aus der Sulzfelder Tiefburg, der ca. 1000 n.Chr, nach Rappenau geflohen war, wo er dann in seinem erbauten Herrenhof ~Ravans Au" beim heutigen Rappenauer Wasserschloss wohnte.

Weil aber um 1190 n.Chr, dieser Ravens Auer Herrenhof unsicherer als die Tie¢ourg in Sulzfeld war, 0bersiedelte sein Urenkel Ravan de Wimpina wieder zu seinen Urahnen nach Sulzfeld.

Der Pfarrer und Heimatforscher Franz Gehring aus Elsenz schreibt im KraichgauBuch Folge 6 von 1979 auf den SeËen 188-191 ausfQhrlich darüber. Auch in dem Buch ~Geschichte der Stadt Bad Rappenau" von Gustav NeuwiÉh wird auf den Seiten 50-53 darauf eingegangen.

Um 1220 nach Christus

Die Sulzfelder Tiefburg war den herrschaftlichen Bewohnem immer noch nicht sicher genug, deshalb erbauten die Söhne von Raven de Wimpina, Dieter und Conrad, 1220 n.Chr, den heute noch stehenden 27 Meter hohen Bunêlt~urm und legten auch ein Teilstück der nördlichen Wehrmauer von 10 Metem Höhe mit schräger Steigung an.

Oberhalb dieser Wehrmauer erreichten sie 0ber einen abwerfbaren Holzsteg den heute noch sichtbaren Hoch-Eingang, der zu den übereinander liegenden und nur mit Leitern erreichbaren f0nf Stockwerken des Wohnturms führte.

Um 1250 nach Christus

Dem dritten Sohn des Raven de Wimpina, genannt der alte ,Raban der I", war diese Leitersteigerei seË seiner KindheË ein Dorn im Auge. Deshalb erbaute er das erste Wohnhaus mit einem gewölbten Keller Richtung Osten neben dem Turm. Dieser Keller, der noch heute vorhanden ist, wird nach ihm "Raban-Keller" genannt.

Um 1267 nach Christus

Berthold Göler von Ravensburg I. war einer der Söhne von Raban I. Ihm gehörte 1267 n.Chr, die Vogtei des Herrenalber Klosters in Oberderdingen. Zu seinem Eigentum zählte auch die Seemühle von Sulzfeld. Auch nahm er von großen Bauemhöfen in Rohrbach a. G. und von Zaisenhausen eine erhebliche Menge Pachtgeld ein.

Mit diesen Einnahmen konnte er auf der Ravensburg zwei weitere adelige Wohnhäu$er erbauen, und zwar eines nördlich zwischen Turm und Wehrmauer und eines Östlich vom Turm, wovon noch heute der gewölbte Keller vorhanden ist.

Um 1309 nach Christus

Raben der I. wurde am 15. August 1309 von seinen sechs SÖhnen südlich neben der Kirche St. Maria, die schon auf dem heutigen Platz stand, feierlich begraben. Aus Repekt und Dankbarkeit für seine guten Taten wurde auf sein Grab nicht wie üblich ein Holzkreuz, sondern der allererste Grabstein aus Suizfelder Sandstein gestellt.

Dies war damals eine besondere Sensation, die weit über die Grenzen von Sulzfeld bekannt war.

Diesen Grabstein hat Pfarrer Theodor Pfefferle im Jahr 1900 noch gesehen, etwa 1910 ist er total zerfallen und wurde entsorgt.

Die Inschrift auf dem Grabstein konnte Pfefferle aber noch entziffern. Sie war vertieft in lateinischer Schrift eingemei!~elt worden. Die deutsche 0bersetzung lautete:

"Raban Göler, genannt Ritter von Ravensburg

ist hier begraben, am Tag Maria Himmelfahrt

im Jahre des Herrn 1309"

Die umstrittene Jahreszahl 1309 wurde von Franz Gehrig in seinen Schriften als richtig nachgewiesen. Laut dem deutschen Inschriffenband aus dem Badischen Landesarchiv in Karlsruhe, Band XX von 1981, Nr. 1, war dies der älteste Grabstein des nördlichen Oberrheins.


Um 1326 nach Christus

Berthold Göler von Ravensburg II. hat laut verschiedenen Eintragungen in der Genealogie der Göler zwei Drittel des Geländes um die Ravensburg herum als Lehen vom Graf von Oetingen erhalten. Er war der Erste, der im großen Stil Weinreben an den Bergabhängen anlegte. Um seine Trauben keltern zu können, brauchte er Keltergebäude.

Am nördlichen Burgabhang, außerhalb des Burgwalles, war ein Gemüsegarten. Das relativ große Gartenhaus, das in der Mitte dieses Gartens stand, wurde von Berthold Göler kurzerhand zu einem Kelterhaue mit Dienerwohnungen umgebaut.

Auch baute er ein zweites, kleineres Kelterhaus, ebenfalls außerhalb des Burgwalles, auf dem noch heute abgeflachten Südteil beim Traukapellen-Eingang.

Um 1336 nach Christus

Weil der herrschende Pfalzgraf Ruprecht I. die Ravensburg 1336 n.Chr, zu einem so genannten ~Offenen Haus" erklärte, konnten die Weine aus SicherheËsgr0nden nicht in den Kellern der Ravensburg gelagert werden. Deshalb wurde 1336 n.Chr. von Albrecht Göler von Ravensburg der erste gewölbte Weinkeller außerhalb der Ravensburg im Herzen von Sulzfeld, in der heutigen Hinteren Stral3e 37, Ecke Adlerstr. 1, erbaut.

In den nun folgenden 184 Jahren brannte das darauf stehende Holzständer-Gebäude mehrmals ab, wobei der Keller mË der noch heute auf dem GewölbeEingang zu sehenden Jahreszahl 1336 unversehrt blieb.

1520 n.Chr, wurde von dem Erbnachfolger und Reformator Bernhard Göler von Ravensburg I. das noch heute auf diesem Keller stehende Fachwerk-Giebelhaus erstellt. Es soll laut Ermittlungen vom Denkmalamt Karlsruhe die erste $ulzfelder Zehntscheune gewesen sein.

 

 

Um 1350 nach Christus

Nicht die Göler von Ravensburg, sondern Graf Wilhelm von Oetingen hatte 1350 n.Chr, im Sulzfelder Ortsbereich das Kelterrecht. Er baute deshalb im Herzen von Sulzfeld das erste Keltergebäude. Dazu musste er mehrere Kleinbauenhäuser aufkaufen und abreißen.

Vor diesem Keltergebäude beim heutigen Anwesen Fritsche, vorher Brandner, in der Kronensackgasse, baute er zum Schutz ein Tor.

Dieses so genannte Keltertor bestand aus zwei drei Meter hohen, massiven Eichenholzständern, die 80 cm tief in den Boden eingerammt waren. Oben lag waagrecht ein eben solcher Eichenbalken, der beidseitig mit schrägen, eingeblatteten Kopfständerbalken stabilisiert und verkeilt war. Das senkrechte, holzverschalte Flègeltor wurde mit geschmiedeten Stahlbändem bewegt und reichte nach oben bis zur Unterkante des schrägen Kopfbandes.

Im Sulzfelder Ortsfamilienbuch steht auf den Seiten 927 und 930, dass ein Peter Haaß noch 1541 n.Chr, ein Haus an diesem Keltertor hatte.

Noch heute lagern die Erbnachfolger des Grafen Ludwig von Oetingen, und zwar die Göier von Ravensburg aus der Ferdinandischen Linie, in dem damals erstellten, gewölbten Keller unter dem Wohnhaus Fritsche ihre wertvollen und sehr alten Weine.

Um 1364 nach Christus

Dem Grafen Wilhelm von Katzenellenbogen gehörte 1364 n.Chr, die halbe Ravensburg. Zu seinem Schutz erweiterte er die Burgwehrmauer Richtung Westen bis zum heutigen, zerfallenen, runden, so genannten Geschütz-Turm. Auch baute er östlich des Turms gleich neben seinem Wohnhaus ein einfaches Holztor und zeunte das ganze Hochplateau, so wie heute noch die Wehrmauer verläuft, ein.

Die einhundert Jahre später vollständig erbaute Wehrmauer und das heutige Eingangsportal wurden nach dem Ursprungs-Zaunverlauf angelegt. Der Wassergraben und der unterirdische Wehrgang mussten dann notgedrungen diesen, vom Grafen Katzenellenbogen vorgegebenen Richtungen folgen.


Um 1486 nach Christus

Die Gebrüder Georg und Albrecht Göler von Ravensburg erbauten 1486 n.Chr. eine Grabkapelle nördlich unterhalb der Ravensburg.

Diese Kapelle soll laut Emil Lüdecke rechts neben der Eselshohl oberhalb der Seemühle und laut Günter Pfefferle links am Anfang der Eselshohl gestanden haben. Auf jeden Fall wird in mehreren alten Schriften auf die Existenz einer Kapelle, die im Bereich der von den Römern erbauten Eselshohl gestanden hat, hingewiesen.

Ein Sandstein-SegmenËeil der spëitgotischen Portalverzierung liegt bei der Firma Gebrüder Mehl und ein Maßwerkfenster aus dieser Kapelle wurde am östlichen Turm des Amalienhofes eingebaut.

In der Kapelle befanden sich die Epithaphien der Gebrüder Göler, auf denen ihre außergewöhnlichen Lebensdaten verewigt waren.

Auf einem dieser Gedenksteine stand der Vers:

"Weinend kam ich zur Welt und weinend scheide ich von ihr,
und das Leben war während ich lebte ein Weinen und Seufzen."

Die Kapelle wurde im Dreißigjährigen Krieg 1632 durch feindliche Truppen zerstört.

Um 1496 nach Christus

Wolf der II. Gòler von Ravensburg erbaute als erster 1496 n.Chr, auf das Gelände des späteren, neuen, unteren Sulzfelder Schlosses, das nach ihm benannte »,Wolf'sche Haus".

Weil er Prokurator der Römischen Kurie von Speyer, Kaplan in Sulzfeld, Probst in Odenheim, Pfarrer in Flehingen und Pfarrer in Iptingen war, ließ er in sein Haus eine Kapelle bauen.

Frau Gertrud Guggolz erinnerte sich noch an alte Wandfresken und einen Engelsflügel, die neben dem Gasthaus Schwanen am Eingang 1940 noch zu sehen waren. Der Schwanen war nämlich mit dem Wolfschen Haus im Erdbodenbereich verbunden.

300 Jahre nach der Erbauung wurde dieses Wolfsche Haus 1798 von dem Erbnachfolger Friedrich I1. Göler von Ravensburg abgerissen. Er ließ einen Garten im französischen Stil mit einem runden Pavillon darauf anlegen. Der verbundene Bereich mit dem Gasthaus zum Schwanen, dort wo die Hauskapelle des Kaplan Woff II. stand, blieb vorerst erhalten.

Bei den Bautàtigkeiten im 20. Jahrhundert wurden dann auch die Reste der Kapelle mit dem herrlichen Engelsfiügel abgerissen.

 

Um 1705 nach Christus

Nachdem das ursprüngliche untere Schloss im 17. Jahrhundert auf dem heutigen Anwesen Westermann-Diefenbacher zerfallen und nicht mehr bewohnbar war, wurde es abgerissen und darauf ein parkaÉiger Garten angelegt.

Der letzte Bewohner dieses ursprQnglichen unteren Schlosses war Johann Friedrich der I. G01er von Ravensburg, genannt "Fritz". Er baute 1705 n.Chr, auf der anderen Hauptstraßen-Seite neben dem Wolfschen Haus das neue Untere Schlose, das dann das "Fritz'sche Schloss" genannt wurde.

Bei diesen Bautätigkeiten wurde auch das hinderliche nördliche Sulzfelder Dorftor abgerissen. Das Schloss wurde im klassizistischen Stil, wie der Kadsruher Marktplatz, erbaut.

Es war ein Winkelbau mit einem Giebelsatteldach, am vorderen Hauptgebäude und am linken Seitenbau waren oben charakteristische und hervorstechende, flach gezogene Giebelgauben angebaut.

Auf dem 35° geneigten Satteldach waren mehrere Schleppgauben eingebaut. Unter den nach hinten gebauten Gesindehäusern waren drei große, gewölbte Weinkeller.

Der Metzgermeister und Ochsenwirt Georg Bossecker muss das ganze untere Schlossareal ca. 1798 von den Gölern gekauft haben. Seine Enkeltochter Lina Fdederike Karoline heiratete 1858 den Bierbrauer August Weigert, der dann in den hinteren Schlossbereich eine Brauerei einbaute.

In der Nach des 14. Apd11880 ist das gesamte Schlossareal mitsamt der Brauerei WeigeË abgebrannt: Der letzte herrschafftiche Bewohner war Edmund Frieddch Göler von Ravensburg. Er musste jetzt sein Leben als Junggeselle mit seiner alten Magd in einem Nebengebäude beim Burgunder Scheffel an der Hinteren Straße verbringen.

1960 wurde auf dieses Gelände die Raiffeisenbank erbaut und 2005 zur Volksbank erweitert.

 

Um 1768 nach Christus

In dem Sulzfelder Dorferlass von 1768 n.Chr, wurde unter Punkt 13 der Erbauung eines Nachtwächterhauses vom Ritterrat, vom Gemeinderat und vom Bürgermeister Hans Georg Heinle einstimmig zugestimmt.

Das gemeindeeigene Grundstück in der heutigen Bachstraße 44, gleich hinter der Backerei Krauß, wurde dazu auserkoren.

Noch im selben Jahr wurde dieses Nachtwächterhaus auf eine Grundfiâche von 5 x 8 Meter in zwei Stockwerken mit vier Dachgauben-Fenstern zur vollständigen Rundumsicht erbaut.

Der Sulzfelder Nachtwächter musste nicht nur nachts Wache halten; er war auch f8r die Einhaltung der Sperrzeiten in den Wirtshäusem zuständig und musste alle Personen, die er nach 12.00 Uhr auf der Straße antraf, unverzüglich nach Hause weisen.

Der Sulzfelder Nachtwachter war auch für das Schliel~en und das Öffnen der vorhandenen Dorftore verantwortlich, was meine schon mehrmals aufgestellte These bestätigt, dass Sulzfeld noch im 18. Jahrhundert Dorftore hatte.


Quellenverzeichnis

Das Neolitikum im westlichen Kraichgau von Birgit Heide
Materialhelft der Latenezeit von Katrin Ludwig
Von der Urzeit zur Gegenwart von K. Grundwald und Otto Lukas
Michelsberger Kultur im Bad. Heimatheff 2, Seite 434
Die Kelten - Magazin des Landesdenkmalamtes
Der Keltenf0rst von Hochdorf, Katalog 1985
Die Alemannen - Magazin des Landesdenkmalamtes
Die Germanen - Magazin von Erhard Betke
Die Franken, Ausstellungsfùhrer Berlin, 1997
Die R0mer in Baden-Württemberg von Dieter Plank
Imperum Romanum vom Archäologischen Landesmuseum
Römische Soldaten am Limes von Egon Schallmayer
Römerstraßen im Kraichgau von Karl Dettling
Spate Römerzeit, Heimatverein Kraichgau, Folge 5, S. 24
Römer Museum Stettfeld in Bad. Heimat, Heft 2, S. 440
Das r0mische Stettfeld von Dr. Peter Kn0tzeie
Ravans Au - Rappanau in ~Heimafforschung Kraichgau~, Folge 6, S. 188
Die Eppinger Linien in ~Heimatforschung Kraichgau", Folge 3, S. 179
Die Kirchengeschichte ab dem 3. Jahrhundert in ,Rund um den Ottilienberg",
Heft 3, S. 83
Reichsritterschaff im Kraichgau von C. Rehm und K. Kdmm
Genealogie der Göler von Ravensburg, Band I und II
Die Göler von Ravensburg, von Ravan und Dieter G6ier von Ravensburg
Das Kraichgau von David Chytraeus
Der Kraichgau und seine Orte von Leopold Feigenbutz
Der Kraichgau von Fdedrich Metz
Sulzfeld mit Ravensburg von Theodor Pfefferle
Entwicklungsgeschichte der Ravensburg von Nicolai Knauer
Alte Gasthauser erzahlen Geschichten von Reinhold Schmid
Ortsfamilienbuch von Sulzfeld
Sulzfeld - von Bauern, Steinhauem und Edelleuten
von B. Breitkopf und K. Hochstuhl

Weiterführende Literatur

Von den hier nicht aufgeführten, aber schon lange bekannten Tatsachen der Sulzfelder Geschichte finden Sie in dem Buch "Sulzfeld - von Bauern, Steinhauem und Edelieuten" alle weiteren Informationen.

 

Manfred Himmel

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