Das Germania Denkmal

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Kategorie: HISTORIC
Erstellt am Sonntag, 15. Januar 2012 23:52
Zuletzt aktualisiert am Mittwoch, 10. Oktober 2012 17:22
Geschrieben von J. Riedinger
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Das Sulzfelder Germania Denkmal

wie es einmal war

Vorwort

Die vorliegende Arbeit über das Sulzfelder Germania-Denkmal war für mich eine Herausforderung.
Die vorhandenen Oberlieferungs- und Informationslücken zu schließen war nicht einfach. Weil mir die
einfachsten Fragestellungen über dieses Denkmal von niemandem in der Sulzfelder Bevölkerung zu
meiner Zufriedenheit beantwortet werden konnte, habe ich mich entschlossen,
ausführlich darüber zu recherchieren.

Mehrere Heimatinteressierte und einige Mitglieder des Germania Radfahrvereins haben in der Vergangenheit
schon einmal, leider ohne Erfolg, versucht die Germania als Kunstfigur wieder aufzubauen. Ebenso ist das
Hintergrundwissen und die Herstellungsweise der Germania Figur ganz in Vergessenheit geraten oder wurde
nie vollständig festgehalten. Als das Germania Denkmal nach meiner Erinnerung noch vor der evangelischen
Kirche stand, freute ich mich jedesmal an der kunstvollen Figur vorbeilaufen zu dürfen.

Um dieses bemerkenswerte Denkmal als kunsthistorisches Sulzfelder Kleinod beschreiben zu können, recherchierte ich beim Landesdenkmalamt, beim Wehrgeschichtlichen Museum Rastatt, im Eppinger Zeitungsarchiv in Richen, in der Kraichgaubibliothek Gochsheim, beim Kriegs- und Veteranen-Verein in Kraichtal, bei der Galvanoplastischen Kunstanstalt in Geislingen sowie in den Büchern, welche im Quellenverzeichnis angegeben sind.
Durch diese Studien ist mir die vorliegenden Nachforschungsarbeit gelungen.

Manfred Himmel


Was weiß man über die Germania?

Wie schon im Vorwort erwähnt, weiß man in Sulzfeld über die Germania fast überhaupt nichts. Die 'älteren Sulzfelder erinnern sich noch an das Germanla Denkmal, wie es noch vor der evangelischen Kirche stand.

Aber schon bei der ersten Frage, warum das Denkmal dort stand, wird meist nur andeutungsweise auf einen Krieg im I9. Jahrhundert gegen Frankreich hingewiesen. Bei den "jüngeren  Sulzfeldern wird der Name „Germania" meist mit dem Sulzfelder Radfahrverein gleichgestellt. Manche erwähnen auch, dass die Germania eine Gaststätte, eine Versicherungsgesellschaft, eine Fluggesellschaft, ein Ausflugsdampfer, eine Briefmarke oder der Name eines Sportvereins sein könnte:
Diese Antworten wundem mich nicht, denn im Internet wird die Germania in keinem einzigen Portal richtig beschrieben. Auch im Lexikon wird die Germania nur als Personifikation Germaniens, also Deutschlands erwähnt, und dass sie ab I85o eine volkstümliche Symbolfigur gewesen ist. Weder im Internet noch im Lexikon wird also beschrieben, was die Figur eigentlich bedeutet.

Um die Germania beschreiben zu können, muss man im Morgenrot der deutschen Geschichte beginnen. Am besten bei dem römischen Geschichtsschreiber „Tacitus", welcher die Germania als ein Patengeschenk bezeichnete, das eine gütige Fee den Deutschen in die Wiege gelegt hat. Auch bezeichnete er die Symbolfigur der Germania als ein Kleinod, das kein anderes Volk auf der ganzen Erde in dieser Aussagekraft aufweisen kann. Wilhelm Kaulbach, der viele historische, allegorische und mythische Bildnisse gemalt und beschrieben hat, stellt die Germania wie folgt dar.Sie verkörpert Deutschland, mit grimmigem Blick, in einer Abwehr- und Angriffsbreitschaft, nicht nur gegen Frankreich sondern auch gegen alle anderen Völker.

Wie konnte man auf eine solche Darstellung kommen?

Bei antiken Beschreibungen war die Germania oft in kriegerische Zusammenhänge verwickelt. Sie erscheint dort als Kämpferin in der Schlacht und als Ermahnerin der kämpfenden Männer, sowie als Gefangene, und als gekrönte Frau.

Bei Tacitus wird unter anderem die Germania auch wie folgt beschrieben: sie ist keusch, züchtig, kühl, unnahbar, tugendhaft und unerotisch, also eine Frau die man bewundert und respektiert, aber nicht begehrt. Nach einem alten Glauben der germanischen Männer,
haben Frauen wie die Germania ein zweites Gesicht und etwas Göttliches in sich. Diese Ausstrahlung kann man bei der Sulzfelder Germania klar und deutlich erkennen.
Auch ist der walkürenhafte Typus der Germania von Niederwalddenkmal in der Sulzfelder Germania wieder zu finden. Diese typische Abwehr-Angriffs- und Droh-Pose der Sulzfelder Germania findet man nur noch in zwei fast baugleichen Skulpturen: eine bei Kehl und eine andere bei Regensburg.

Alle anderen GermaniaDarstellungen zeigen eine klare Sieger-Position, meist mit erhobenem rechten Arm wie zum Beispiel beim Niederwalddenkmal, sowie in Dortmund in Landsberg und ganz bei uns in der Nähe in Neckarbischofshelm  -   wo sie, vor einem Jahr komplett restauriert, vor der evangelischen Kirche steht.

In Großsachsenheim bei Weinheim hat die Germania das Schwert gerade gezogen und wird demnächst ebenfalls restauriert.

 


 

Die Germania – symbolischer Stolz der Deutschen

Bei der Ahnenforschung haben Melanchton und Reuchlin schon im 15. Jahrhundert in ihrer humanistischen Nachsichtigkeit die Germania, wie sie Tacitus beschrieben hat, wieder entdeckt. Dadurch wurde die Germania mit aller Macht wieder in den Blickwinkel des deutschen Nationalbewusstseins gerückt.

Ulrich von Hutten ist es dann gelungen, die Germania ebenfalls laut der Beschreibung von Tacitus als eine mythische Gestalt der Deutschen darzustellen und sie als Vorzeigesymbol zu feiern. Bei dieser mythischen Gestalt ging Hutten von Siegfried, Walküre und Wotan aus.

Siegfried verkörpert die Staatsgewalt und die Weisheit der Regierung und nicht den Soldaten im Krieg, somit symbolisiert Siegfried die Politik in der Germania.

Die Walküre wurde auf dem Umweg über die Siegesgöttin als Germania mit Eichenkranz und dem sterbenden Krieger nach Walhalla eingefügt. Woran verkörpert in der Germania die gerade aufgehende Sonne und verkündet den Morgen des vereinten Deutschlands.Friedrich Hebel hat die Germania in ein nationales Leitbild gezwungen und verfestigte dadurch ihre Symbolkraft. Heinrich Bebel hatte 1501 in einer Rede an Kaiser Maximilian erklärt, die Germania ist eine bodenständige Person und kein Fremdling, dies gab ihr die Kraft, eine stolze deutsche Germanin zu sein.

Alle diese deutschen Humanisten haben dazu beigetragen, dass sich die Germania gegen alle Nachbarn im Westen und im Osten unterscheidet. Die Deutschen zeigen deshalb bis heute mit Stolz auf ihre Germania. Die politisch aktive Darstellung der Germania setzt ein Zeichen der Mahnung des Sieges, sowie die erstrebte und erkämpfte Einheit und Größe, sie ruft auf zum  ständigen Streit gegen jeden Reichsfeind und zum Schutz der Reichsgrenzen. Man weiß, dass die NSDAP und Hitler eine Rassenkunde lehrten, sie erhoben die Germania als edelsten  Rassenmensch.
Die Ungeheuerlichkeiten welche dieser Rassenwahn hervorbrachte, hat aber mit dem natürlichen Stolz der Germania nichts zu tun.

 


Feldzug 1870/71 gegen Frankreich
Grund für das Denkmal

Das Sulzfelder Germania Denkmal war zum Gedenken der 77 Teilnehmer und der 3 Gefallenen des gewonnenen Feldzuges gegen die Franzosen im sogenannten 7oer Einigungskrieg errichtet worden. Bei diesem Feldzug, den die Franzosen am I9. Juli I87o entfesselt haben, ist Fürst Bismarck eine gemeinsame Verteidigungsanstrengung aller Deutschen gelungen. Auslöser dieses Krieges war die sogenannte ,Emser Depesche" vom 23. Juli I87o, in der es um den Streit zwischen Preußen und Frankreich bezüglich der spanischen Thron-Kandidatur  ging. Prinz Leopold von Hohenzollern-Sigmaringen wollte Spanischer König werden. Diese Tatsache 'führte in Frankreich zu einer Welle der Entrüstung, weil die Franzosen eine Einkreisung durch die Hohenzollern befürchteten.
Nach massiven französischen Drohungen zog der Prinz seine Kandidatur zurück.

Bismarck provozierte in der schon erwähnten ,Emser Depesche" Napoleon den III. derart, dass er sich unter innerpolistischem, französischen Druck zur Kriegserklärung gegen Preußen veranlasst sah.
Hauptsächlich durch das badische, württembergische und bayerische Staatsbewusstsein wurde daraus ein Nationalkrieg, welcher auch deshalb siegreich zu Ende ging. Schon am   I. September I87O, also 3 Wochen nach Beginn, haben die Franzosen die militärische Kraft Preußens und vor allem der verbündeteten Süddeutschen Staaten falsch eingeschätzt.
Deshalb erlitten die französischen Truppen bei Sedan die entscheidende Niederlage.
Am 2. September I87o begannen dann in Sedan sofort die KapitulationsVerhandlungen mit Bismarck und Moltke auf deutscher Seite und Napoleon dem III. auf französischer Seite. Daraufhin wurde am 3o. Januar I87I im französischen Königsschloss von Versailles angesichts des besiegten Frankreichs das Deutsche Kaiserreich ausgerufen.
Am 1o. Mai I87I wurde dann in Frankfurt am Main der Friedensvertrag unterzeichnet.


Die Schlacht bei Sedan machte ein geeintes Deutsches Reich" und an seiner Spitze einem deutschen Kaiser möglich. Deshalb wurde der z. September zu einem nationalen Gedenkfeiertag, der sogenannten Sedanstag vom Kaiser ernannt und von Bodelschwingh mit dem Eingreifen Gottes beschrieben.

Ein Kriegerdenkmal in Sulzfeld sollte dazu beitragen, dass durch das neue Deutsche Staatsgebilde eine einheitliche Nation erscheinen sollte. Die Denkweise nach I87I lieferte dann auch den nationalen Rahmen zum Verständnis der Propagandafunkfion für ein Kriegerdenkmal.
Ein solches Denkmal sollte den religiösen Nationalbegriff den noch nicht dazu bekehrten Arbeitern nahebringen,
und die schon monarchistisch gesinnten Adligen sowie das Militär, dabei zu unterstützen.


Planung des Kriegerdenkmals

Die Planung des Kriegerdenkmals wurde in Sulzfeld von dem Krieger und Militärrverein schon Mitte 1872 eingeleitet.

In diesen Verein durften aber nur ehemalige Kämpfer, welche mindestens ein Jahr aktiv im Krieg waren, eintreten. Gleich nach dem Ende des gewonnenen Feldzuges gegen Frankreich sind im Spätjahr 1882 schon 80 patriotische Sulzfelder im Miltärverein verzeichnet gewesen. Als Vorsitzenden wurde Freiherr Felix Göler von Ravensburg gewählt. Das erste Vereinslokal war im Saal der Weigert Brauerei neben dem Gasthaus Ochsen» und nachdem dieses Gebäude abbrannte, im Gasthaus Engel und anschließend im Gasthaus Schwanen.
Bei den vielen Mitgliederversammlungen war eine strenge Ordnung und ein militärischer Umgangston vorrangig.
Auch wurde immer wieder betont, dass das Denkmal den gewonnenen Feldzug I870/7I verherrlichen soll,
und dass die Gefallenen und die Teilnehmer darauf verewigt werden. Bei der feierlichen Fahnenweihe wurde x874 ein Dreiecksschild oben mit einem deutschen Adler in die neue Fahne als symbolisches Wappen des Vereins eingenäht. Alle Vereinsaktivitäten wurden mit diesem Wappen festgehalten und signiert.
Bei jedem schriftlichen Spendenaufrufwurde ebenfalls dieses Vereinswappen vorangesetzt.
23 Jahre lang musste für das Denkmal Geld gesammelt werden. Der ursprüngliche Optimismus dieser Initiative wurde allerdings sehr enttäuscht, weil die Spendenfreudigkeit der Bevölkerung längst nicht den erhofften Erfolg brachte. Es wurden deshalb von Jahr zu Jahr mehr Abstriche hinsichtlich der Ausführung des Denkmals nötig.
Ursprünglich sollte das ganze Denkmal aus Sulzfelder Sandstein gemeißelt werden, wozu aber das Geld nicht ausreichte. Auch wegen dem Aufstellungsplatz gab es verschiedene Meinungen und Vorschläge.
Ein Vorschlag war, das Denkmal mitten auf den Marktplatz zu stellen, was aber nicht die Mehrheit fand.
Ein anderer Vorschlag war, das Denkmal in das Areal der abgebrannten Brauerei Weigert zu stellen, auch dies fand keine Zustimmung.
Schließlich einigte man sich, das Denkmal vor die evangelische Kirche, welche gerade neu erbaut wurde,
zu stellen. Weil der damalige Pfarrer Purpus und der Vorstand des Militäir-Vereins Freiherr Felix Göler von Ravensburg ihren Einfluss beim Oberkirchenrat in Karlsruhe spielen ließen, wurde am 25. Mai I895 die Genehmigung, das Denkmal vor die evangelische Kirche zu stellen erteilt. Dass dieses Kriegerdenkmal vor der Kirche aufgebaut werden sollte, wurde vom Pfarrer, vom Bürgermeister Johann Pfefferle, selbst Mitglied des Vereins und Kriegsteilnehmer, vom Vorsitzenden, sowie von allen politischen und kirchlichen  Gemeinderäten nicht als Widerspruch zum christlichen Glauben empfunden.
Diese bürgerliche, geistliche und adlige Oberschicht von Sulzfeld propagierte in diesem Zusammenhang auch für die Erhaltung des bestehenden Systems von Kaiserreich und
kleindeutscher Einheit. Alle waren sich darin einig, dass das Denkmal eine kraftvolle und symbolische Ausstrahlung abgeben muff» damit die Sulzfelder nicht vergessen, was die
tapferen Krieger geleistet hatten um dadurch das Eindringen der Franzosen vor allem nach Baden, zu verhindern.

 


 

Die Germania soll auf das Denkmal

Wegen den schon erwähnten Bildhauerkosten blieben die in Sandstein gehauenen Figuren im Monumentalstil auf finanzkräftige Gemeinden beschränkt. Die im Neubarock hergestellten galvanoplastischen Figuren wurden teilweise in Serien hergestellt, wovon sich auch Sulzfeld eine leisten konnte. Der Neubarockstil (Neobarock) konzentrierte sich auf gütliche Denkmäler. Der Ausdruck  „Neubarock" bezog sich nicht auf die Nachempfindung einer Stil-Lage, sondern hatte sich starken Körperdarstellungen und ekstatischen Bewegungen verschrieben.
Dieser Neubarock zeigt Menschen, die der äußeren Erscheinung nach der eigenen Zeit angehörten in ihrer Körperlichkeit aber klassisches Figurenideal darstellten. Hinzu kommt ein feierlich pathetischer Gefühlsausdruck.

Wie schon Tacitus vor 2ooo Jahren schrieb, stellt die Germania eine Schlachtenjungfrau und eine versinnlichte deutsche Mutter dar. Die Germania als deutsche Symbolfigur der Einigkeit wurde im Niederwalddenkmal von dem Künstler Johannes Schilling als Zeichen der Dankbarkeit und des Sieges mit enormer Aussagekraft dargestellt.
Bei vielen Mitgliederversammlungen des Militärvereins Sulzfeld wurden diese Darstellungsarten und auch die Stilrichtungen vorgetragen, wobei die wenigsten damit etwas anfangen konnten. Der Vorsitzende Felix Göler von Ravensburg ist durch seine vielen Verbindungen auf die Württembergische Metallwarenfabrik WMF aus Geislingen aufmerksam geworden. Er ließ sich einen Katalog über galvanoplasfische Figuren zuschicken.

In diesem Katalog waren viele Rittergestalten und auch eine Germania abgebildet. Diese Germania hatte auf Anhieb einem Großteil der Mitglieder zugesagt. Es ist nicht mehr festzustehen, wer daraufhin in die permanente Ausstellung der WMF nach München in die Maffeistraße 18 gefahren ist. Auf jeden Fall hat man sich bei der nächsten Sitzung für die Germania wie sie heute noch im Rathaus-Keller liegt, entschieden. Der Preis lag bei 4800.-  Mark plus Frachtkosten aber ohne Aufstellung.
Diese Aufstellung wurde in euphorischer Genauigkeit von den Mitgliedern des Militärvereins zur vollsten Zufriedenheit aller Sulzfelder Bürger vorgenommen. Mit dieser Germania hatte man eindeutig eine aggressive, zornige, vorwärts schreitende Skulptur gefunden. Wobei noch zu bemerken ist, dass sie den drohenden Kampf mit dem Schwert in der Scheide und den Sieg mit dem Lorbeerkranz auf dem Kopf darstellt.

Somit hatte Sulzfeld ein Kriegerdenkmal mit der Germania wie sie im Umkreis von ca. 1oo km nirgends mehr zu finden war. Wie schon erwähnt steht noch eine in Kehl und eine in Regensburg.

In diesem Zusammenhang sollte auch erwähnt werden» dass noch nicht einmal die Stadt Karlsruhe eine solche Germania vorweisen kann.

 


 

Die Gestalt der Germania

Unsere Sulzfelder Germania hatte der Bildhauer Adolf Jahn als Gips-Modell gestaltet. Adolf Jahn wurde am 17.I2.I858 in Stettin geboren. Er war Schüler der Berliner Akademie der Künste.
Ab I88o hatte er sein Atelier ständig in Berlin, wo er I88I in einer Kunst-Akademischen Ausstellung zahlreiche Statuen, unter anderem die von Kaiser Wilhelm I., Leibnitz, Goethe, Kant und Humboldt zeigte. Auch stellte er eine Bronzefigur der Sulzfelder Germania aus. Diese Ausstellung war aber in Sulzfeld damals nicht bekannt.
Die Sulzfelder Germania wurde von Jahn als eine starke, großgewachsene Frau mit einer wohlgeformtem, üppigen Brust, angespannten Armmuskeln und mit leicht  hervorgestelltem rechten und mit abstützenden linken Fuß amazonenhaft dargestellt.
Diese einmalige Angriffs- und Abwehrhaltung findet man in keiner anderen Germania-Darstellung. Mit der rechten Hand umschlingt sie kraftvoll das untere Teil des runden Schwertgriffes, um in Sekundenschnelle das Schwert aus der Scheide ziehen zu können. Diese Schwertscheide hält sie mit der linken Hand gleich unterhalb des kantigen Scheidenhalses fest.
Diese plastische Darstellung wird mit der momentanen Bewegungssituation und des Augenblicks einer möglichen Gefahr durch den links gerichteten Blick erkannt und fixiert.
Die Bavaria in München von Michel Schwanthaler und die Göttin der Hoffnung in Kopenhagen von Bertell Thorwaldsen zeigen in der äußeren Aufmachung fast die gleichen Grundzüge. Das stahlnetzartige Sicherheits-Unterhemd ist dasselbe wie bei der populären römischen Minerva in der Villa Albani von Cavaceppi.
Das taillenlose Obergewand der Germania ist um die Taille auf der rechten Seite an einem angenähten Ansatz mit herunterhängendem Fransen    'gürtel schlingenartig festgemacht.
Bei einer nötigen Angriffs- oder AbwehrAktion bewirkt das Gewand eine großartige Bewegungsfreiheit.
Die Haartracht unserer Germania ist von der Selben Art, wie der Frauenkopf auf dem Hundert-Mark-Schein von I9Io. Sie trägt als Stirnband einen umschlingenden Eichenkranz.
Die entschlossen herunterhängenden Mundwinkel sind auch bei der „Ginerva Benci" von Leonardo Da Vinci ähnlich dargestellt. Damit zeigen sie ein Verhalten mit großer Durchsetzungskraft.
Die Sandalen sind am oberen Fußknöchel durch einen runden Halteriemen festgemacht. Anschließend ist eine darüberführende Gamasche bis unter das Knie, wadenumschließend mit stabilen Lederbändern festgemacht.
Bei unserer Germania hat Adolf Jahn den damaligen Zeitgeist in einer klassisch mythologischen Formensprache hervorragend dargestellt. Die Sulzfelder Germania ist von den Füßen an gemessen und dem 6 cm hohen Kupfer zwischen Sockelpodest x68 cm hoch.
Weil aber das Kupfer zwischen Sockelpodest nicht mehr vorhanden ist, beträgt die wirkliche Höhe 162 cm.

 


 

Wie wurde die Germania hergestellt

Bei der Herstellungsart gab es bisher widersprüchliche Meinungen, welche durch meine intensiven Nachforschungen auf eine Herstellungstechnik nun auch von den Skeptikern bestätigt wurden.

Dazu ist die folgende Einleitung notwendig:
In den früheren Jahrhunderten war der Künstler und der Formengießer ein und dieselbe Person. Ab Mitte des I9. Jhds entstanden selbstständige Gießereien» welche Modelle von den Künstlern kauften und dann in Serie produzierten. Der künstlerische und technische Teil der Herstellung einer Denkmalfigur traten dadurch auseinander. Der Künstler beherrschte die Kunst des Gießens meist nicht mehr. Seine Leistung endete mit dem fertigen Modell. Dessen Übertragung in Bronze war Aufgabe des Gießers. Dieser Gießer bediente sich einer Negativform aus Sand» die vom Modell des Künstlers genommen wurde. Die entscheidende Innovation in der Herstellungstechnik von Denkmalfiguren lag jedoch nicht auf dem Gebiet der Gußtechnik, sondern in der Erfindung der Galvanoplastik. Unsere Sulzfelder Germania wurde in diese galvanoplastichen Technik als ein  sogennante  Hohlgalvane hergestellt. Die physikalische Grundlage dazu lieferte schon 1826 Georg Simon Ohm. Er hatte in Köln die galvanischen Gesetze entdeckt, dabei handelt es sich im eine neue Erkenntnis der elektrischen Leitung. Auf dieser Theorie hatte dann der russische
Chemiker Dr. Jakobi die Galvanoplast erfunden. Auf technisch einfachste Weise konnten jetzt von Original-Modellen negative und dann wieder positive Formen angefertigt werden.
Der Chemiker Rudolf Böttger entwickelte 1841 ein Verfahren, das es möglich machte,
vollplastische dreidimensionale Figuren auf galvanoplastischem Wege billig herzustellen.
Damit konnte sich auch Sulzfeld die Germania als Hohlgalvane leisten.
Das Germania Gipsmodell, welches der schon erwähnte Bildhauer Adolf Jahn aus Berlin anfertigte, wurde von der galvanoplastischen Kunstanstalt aus Geislingen gekauft, welche
das Recht vom Künstler bekam aus diesem Modell mehrere Reproduktionen herzustellen.
Aus diesem Gipsmodell musste zuerst eine negative Hohlform aus Ton angefertigt werden.
Von dieser Hohlform fertigte die WMF eine Gelatineform an, aus welcher dann immer wieder eine Tonform zur Verfielfältigung gemacht werden konnte.
Die Innensite der Ton-Hohlform wurde mit Silberlack besprüht, damit sie leitfàhig wurde.
Nun wurde die Hohlform mit einem speziellen Leitdraht mit dem Gleichstromaschluß verbunden.
Um einen galvanischen Stromfluss zu erreichen, musste ein zweiter Leitdraht mit einer entsprechend großen Kupferplatte verbunden werden. Die Hohlform und die Kupferplatte wurde dann zusammen in ein galvanisches Bad mit einer angesäuerten Kupfer Vitriollösung getaucht.
Das in dem Bad gelöste Kupfer schlug sich dann unter Stromfluss auf die Hohlform nieder. Durch mehrere Tauchbäder wurden dann einzelne Kupferschichten von jeweils 0,5 mm Dicke
aufgetragen. Bei der Sulzfelder Germania wurden 5 Tauchvorgänge unternommen, weshalb sie noch heute eine Wandstärke von ca. 2,5 mm aufweist. Danach wurde die Germania aus der Tonform herausgelöst und gereinigt. Sie wurde aber nicht künstlich patiniert, denn die Patina bei Kupfer bildet sich schleichend durch Oxidation mit dem Sauerstoff in der Luft.
Durch diese natürliche Patina wird die Kupferoberfläche mit der Zeit immer dunkler.
Wäre unsere Germania noch im Freien aufgestellt, würde sie durch die Patina hunderte von Jahren geschützt sein. Vor der Aufstellung in Sulzfeld wurde die hohle Germania innen zur Stabilität mit Lehm gefüllt.

Erwähnen möchte ich noch, dass die WMF in einem Gutachten von Prof. Häusermann und Prof. Hoyer belegen kann, dass die galvanoplastische Sulzfelder Germania von getriebenem Kupfer nicht zu unterscheiden ist. Auch von der technischen Feinheit des Künstlers ging nichts verloren, denn z. B. konnte auch das kleinste Detail der Haut eines Fingers übertragen werden.

 


Der Denkmalsockel als Steinmetzkunst

Durch diese formvollendete Steinmetzkunst - Arbeit haben sich die Sulzfelder Steinhauer selbst übertroffen. Voller Stolz erledigten sie die Bearbeitung des Denkmalsockels im Stil
der damaligen Zeit.
Dieser mächtige quadratische Denkmalsockel wurde im klassizistischen Gründerstil",
einer deutschen Variante des Neubarocks, erbaut. Durch die französische  Reparationsleistungen nach dem Sieg von I87I und durch zahlreiche florierende Firmengründungen wuchs der Neureichtum, der dann diesen Gründerstil hervorbrachte.
Übrigens wurde das Berliner Reichstagsgebäude gleichzeitig auch in diesem Stil erbaut.
Der gesamte Sulzfelder Denkmalsockel besteht aus 4 verschiedenen Teil-Segmenten, und wurde in einer hervorragenden Steinmetz-Arbeit abgeliefert. Die Trennfugen der einzelnen Segmente sind am gelben, Sulzfelder Sandstein fast nicht zu erkennen, weil die beiden aufeinanderliegenden Steinflächen total plangeschliffen wurden.
Nun folgen die einzelnen Segment-Beschreibungen:
Das untere Segment besteht zuerst aus einer kantigen Bodensockelplatte, dann beginnt eine steigende Karniskante welche die zweite Bodenplatte umschweift.
Anschließend ist die Form des Quadersockelblocks aufgesetzt. Jetzt kommt die Trennfuge, welche durch eine vertiefte keilförmige Fuge angedeutet wurde.
Beim Berliner Reichstagsgebäude sind die Unterteile der beiden Hermes-Figuren,
welche rechts und links vom Haupteingang stehen, ebenfalls so geformt.
Das zweitunterste Segment besteht aus sieben Ziergliedleisten, welche dem Profilzwischensockel einen gelassenen, schwungvollen Übergang zum glattkantigen
Hauptwürfel darstellt. Die erste Leiste ist eine steigende Karniskante - Die zweite Leiste ist ein kantiges Kleinprofil, die dritte eine innere Kehlung, die vierte ein kantiges
Gußprofil, die 'fünfte Leiste ein ganzer Aßenwulst, die sechste ein halber Außenwulst und die siebte Leiste ist eine fallende Karniskante. Mit diesen sieben Zierleisten wurde
die heilige Zahl sieben geehrt.
Das mittlere Segment besteht aus dem glattkantigen Hauptmittelwürfel. Vorne ist eine Kriegsemblem-Relief angebracht, welches im Kapitel x4 genauer beschrieben wird.
Rechts, links und hinten sind die beteiligten K'fimpfer eingemeißelt; darauf wird im Kapitel 7 genau eingegangen.
Das obere Abschluss - Segment besteht aus acht Ziergliedern, wobei die Kugelfriesleiste einen besonders hervorstechenden optischen Blickfang darstellt.
Die erste Leiste ist ein kleiner Außenwulst - die zweite ein fiachkantiges Großprofil- die dritte ein mittelkantiges Gesimsprofil - die vierte ein kleinkantiges Gesimsprofil
- die fünfte Leiste ein Doppelkugelfriesprofil mit einem trennenden Außenwulst - die sechste ein kleinkantiges Gesimsprofil - die siebte ein mittelkantiges Gesimsprofil
und die achte Leiste ist ein großkantiges Abschlussprofil. Oberhalb dieses letzen Abschlussprofils wurde noch eine segmentbogenartig geformte, stabilisierende
und wasserableitende Platte betoniert.
Die einzelnen Denkmal-Segmente wurden in einer Gemeinschaftsarbeit von Sulzfelder  Steinmetz-Meisterbetrieben hergestellt. Dabei wurde beachtet» dass je nach
künstlerischer Begabung und seiner Werkstattausrüstung entsprechend die Segmentherstellung aufgeteilt wurde.

 


 

Was ist am Denkmalsockel eingemeißelt

Im Denkmalsockel sind vor allem die beteiligten Sulzfelder Kämpfer und die drei Gefallenen vom Feldzug gegen Frankreich x87o - 7x eingemeißelt. Diese Namen sind auf dem so gennannten Hauptwürfel pro Fläche in zwei Spalten mit einer eingemeißelten Trenn-Nute untereinander aufgeführt. Der Namenseintrag beginnt auf der rechten Südseite mit Dijon, wo 'fünf Freiherren Göler die linke Spalte fast zu 2/3 einnehmen, beginnend mit dem Rang seiner militärischen Bezeichnung.
Anschließend folgen die Sulzfelder Kämpfer-Namen im ABC fortlaufend von rechts nach links, ohne die Zugehörigkeit der obenstehenden Gefechtsorte zu berücksichtigen Auf dieser Gefechtsortsleiste steht vorne „Straßburg"  rechts „Dijon" hinten „Nuits"  links Belfort. Auf dem unteren Quadersockel wurde in derhinteren Ostseite folgendes eingemeißelt:

Ihren siegreichen Söhnen
Im Feldzuge 1870 – 71
Die siegbare Heimatgemeinde

Auf der ganz unteren Karnis - Abschlussplatte steht:

Errichtet am 1. September 1896

Alle Buschstaben und Zahlen sind im gesamten Denkmalsockel bis auf das i-Tüpfelchen hundertprozentig gleich. Der Steinmetz der dies vollbracht hatte, würde heute als Künstler ersten Ranges eingestuft werden. Er hatte zuerst die zu beschrifteten Flächen von Hand geschliffen, dann mit Schlämmkreide bestrichen und getrocknet. Nun hatte er die Buchstaben mit einem Stahlstift frei Hand ohne Muster und ohne Modell aufgezeichnet. Danach kam die wichtigste Arbeit, in dem er die Buchstaben ebenfalls frei Hand mit verschiedenen Schrifteisen konisch nach innen vertieft herausgehauen hatte. Ein guter Steinschrift-Fachmann kann heute noch feststellen, ob die eingemeißelte Schrift von einem Rechts- oder von einem Linkshänder vollbracht wurde.
Fast alle Buchstaben im Denkmalsockel sind von einem Rechtshänder eingemeißelt, allerdings wurde wahrscheinlich der Stadtname , Straßburg" und die Jahreszahl 187o - 71 vorne auf dem Denkmalsockel von einem Linkshänder eingemeißelt.

 


 

Strassburg

 
Auf der vorderen Hauptansichtsseite des Denkmalsockels steht auf der sogenannten Gefechtsortsleiste  „Strassburg". Warum wurde gerade dieser elsässische Stadtname auf einer solchen exponierten Stelle eingemeißelt? Dies hängt mit der badischen Felddivision zusammen. Nach der erfolgreichen Einnahme-Schlacht von dem damals französischen Wörth, schwenkte die Masse des preußischen Heeres nach Werten Richtung Paris ab. Die badische Felddivision marschierte nach Süden Richtung Straßburg,
wo sie mit zwei preußischen Divisionen zum Korps des Generals von Werder vereinigt wurde und am 11. August 187o die Belagerung von Straßburg begann. Nach fünf Wochen erbitterter Kämpfe kapitulierten die französischen Truppen auf der Festung Straßburg,
welche sich an der Mündung des Flusses Ill in den Rhein befindet. Weil dies der erste Sieg gewesen ist, bei dem vorwiegend die badische Felddivision mit vielen Sulzfeldern beteiligt war, wurde aus berechtigtem Stolz der Name „Straßburg“ vorne wahrscheinlich von einem Linkshänder eingemeißelt. Auf dem Hauptwürfel wurde noch oberhalb des noch zu beschreibenden Kriegsemblem-Relief die Jahreszahl  1 870 - 71 eingemeißelt.

Dijon


Auf der rechten Südseite wurde in die Gefechtsortsleiste „Dijon" eingemeißelt.
Weil Dijon, die Hauptstadt von Burgund, wie durch ein Spinnennetz mit 10 Einfall-Straßen mit dem ländlichen Umfeld verbunden ist, dauerte die Einnahme der Stadt durch die badische Felddivision vom 3i. IO. bis 27. i2. x87o. Fast alle Brücken des schiffbaren Binnenflusses „Ourch" wurden von den deutschen gesprengt. Auch der Binnenhafen,
welcher mit einem Kanal zu dem Fluß „Saone" verbunden ist, wurde zerstört. Bei den Gefechten um Dijon, welche eine wichtige französische Binnenstadt ist, waren viele Sulzfelder und 'fünf Offiziere der Göler beteiligt, zum Glück sind dabei keine Sulzfelder gefallen. Dies war der Hauptgrund  „Dijon" im Denkmalsockel aus Dank einzumeißeln.


 


 

Nuits

Auf der Hinteren Seite wurde in die Gefechtsortsleiste „Nluits"  eingemeißelt.
Dieser kleine Ort ist eigentlich ein Doppelort:  Nuits-Saint-Georges, ein uralter heiliger Ort des Klosters von Cluny Nuits liegt am Flüsschen Meuzin, aber vor allem an der strategisch wichtigen Durchgangsstraße von Dijon nach Lyon,
weshalb er auch von den Franzosen mit vielen Einheiten bitter verteidigt wurde. Dies nützte alles nichts, denn die badische Division hatte an zwei nahe beieinander liegenden Gefechtsorten, zwischen dem 3o.11. und dem I8.I2. i87o die Franzosen bezwungen. In Nuits sind die beiden Sulzfelder Kämpfer Karl Störzinger und Marx Hilpp gefallen. Dies war der traurige Anlaß dieses kleine französische Dorf in den Sockel des Sulzfelder Denkmals einzumeißeln.

Auch hier steht oberhalb der eingemeißelten Kämpfer-Namen folgender Spruch:

 

 

 


 

Belfort

Auf der Linken Nordseite wurde in die Gefechtsortsleiste „BelIfort"  eingemeiBelt.
Um dies zu erklären muss der Kriegsverlauf aus dieser Zeit beschrieben werden. Der Badischen Division wurde nach der Einnahme von Dijon und Nuits befohlen die Burgundische Pforte von Vesoul nach Belfort abzusichern damit die Franzosen nicht nach Baden durchbrechen konnten. Das Gefecht bei Villersexel vom 9.1. bis 15.1871 wurde ohne große Verluste abgehakt. Höhepunkt der Gefechte an der Burgundischen Pforte war die dreitägige winterliche Abwehrschlacht vom I5. - I7. 1.I87I bei Montebeliart an der Lisaine. Von dieser Schlacht existieren
einige Ölgemälde, welche im Landesarchiv von Karlsruhe besichtigt werden können. Jetzt musste sich die Badische Division bei der Belagerung der Festungs-Zitadelle
und der Stadt Belfort beteiligen. Verschiedene Preußische, Württembergische und Bayerische Einheiten haben die Stadt und die Zitadelle schon Wochen vorher belagert.
Nach xo3 Tagen wurde die Stadt und die Festung am 16. Februar 187I den Deutschen übergeben. Über diesen Sieg waren die Sulzfelder sehr stolz, weil erst nach dem Eintreffen der Badischen Division mit vielen Sulzfeldern die Festung aufgegeben wurde,
dies war der Grund, warum Belfort in den Sulzfelder Denkmal-Sockel eingemeißelt wurde.

Weil die Franzosen 103 Tage lang der deutschen Belagerung Stand hielten, haben sie einen monumentalen Löwen aus roten Sandstein-Quadern auf der Zitadelle errichtet.
Heute ist der ,»Löwe von Belfort« mit seinen 2x,5 m Länge und 10,7 m Höhe das Wahrzeichen der Stadt Belfort und ein Symbol des Widerstandes.

Oberhalb der eingemeißelten Kämpfer-Namen steht in der Mitte folgender Spruch:

 


 

Das vordere Kriegsemblem - Relief

Dieses Kriegsemblem-Relief ist auf der vorderen Hauptansichtsseite im Denkmalsockelwürfel angebracht. Der Bildhauer Christian Daniel Rauch, geb. I777 in Arolsen gest. 1857 in Berlin hat dieses Kriegsemblem einschließlich dem Reichsadler in Gips modelliert. Diese Gips-Modelle wurden x85o von der Württembergischen Metallwarenfabrik „WMF" aus Geislingen an der Steige von Rauch zur Vervielfältigung gekauft. Zunächst hat die WMF aus den Gips-Modellen Wachsabgüsse wie bei der Germania gemacht. Das flache Hohlformreliefwurde in der gleichen Art wie bei der Herstellung der Germania im Galvanoplastischen Verfahren mit Kupfer überzogen. Weil das Emblem als Halb-Relief hinten ohne vorstehende Kupferteile eben und flach sein musste wurde das Emblem als Kupfertreibarbeit bearbeitet. Die Oberfläche wurde ebenfalls nicht 'künstlich patiniert. Der separat angefertigte Reichsadler wurde nachträglich als Hochrelief auf das Emblem aufgesetzt. Das Relief hat eine Höhe von 82 cm und eine Breite von 60 cm.

Die schildartige Form des Kriegsemblems zeigt mehrere Kampfutensilien. Das ganze Relief wird symbolisch von zwei gekreuzten Fahnenstangen durchdrungen. Die linke Fahne soll die Badische und die rechte die Regiments-Fahne darstellen. Im Hohlraum der beiden tulpenförmigen Fahnenspitzen ist das Eiserne Kreuz eingefügt. Unterhalb der Fahnenspitzen h'fingt eine doppelte Kordel» welche bis zur Mitte des Reliefs außen herunter reicht und mit verknoteten Troddelabschlüssen endet. In der Mitte des Reliefs wurden die Fahnen mit einem girlandenartigen, hochgezogenen großen Schlupf zusammengehalten. Dadurch entstand ein symmetrischer Doppelbogen und in der unteren Mitte ein dreiecksähnlicher Abschluss. Vom zentralen Schlupf führt halbkreisförmig ein Eichenlaub-Kranz über die Fahnen nach oben» welcher den siegreichen Feldzug symbolisch darstellt.
Mitten im Relief eingebettet im Eichenlaub-Kranz liegt in 30° Schräglage auf dem Schlupf ein Feldhaubitzen-Rohr.
An diesem Kanonenrohr sieht man deutlich die herausstehenden Auflagebolzen, womit dieses Rohr in die fahrbare Lafette eingehängt wurde. Mit dem gut sichtbaren Stabhandgriff am rechten Ende des Rohres wurde die Schußfolge reguliert. Hinter diesem Haubitzenrohr ist ein sogennantes Kurzschwert eingesteckt.
Es wurde im französischen Bayon entwickelt, weshalb es seinen Namen „Bajonett" trägt.Am Handgriff dieses Kurzschwertes sieht man seitlich eine vertiefte Rille, damit konnte bei Nahkampf das Bajonettschwert in die passende Schwalbenschwanzschiene unterhalb vom Gewehrlauf eingeschoben werden. Eine Klingenseite dieses Bajonettschwerts ist mit Sägezähnen versehen. Der oberhalb des Relief-Korpus eingelegte Schutzhelm und der Halteriemen war aus speziellem, harten, aber beweglichem Leder. Die obere pickelartige Rundspitze hat zur Helmaufnahme hin ein vertieftes umlaufendes KugelOrnament als Verzierung und Stabilitätsverstärkung. Damit Säbelhiebe auf den Kopf an dieser Spitze abgleiten, wurde die Spitze trompetenförmig
aus verchromtem Stahlblech angefertigt. Mit der gut sichtbaren, drehbaren Stahlvernietung, konnte der Helm verhältnismäßig bequem und schützend aufgesetzt werden. Hinter dem Relief verläuft ein gerader Stabilisierungsstab aus rundem Stahlrohr. Am oberen Ende wurde der deutsche Reichsadler als Hochrelief kurz vor seinem Abflug aufgesetzt. Dieser Deutsche Reichsadler umschließt mit seinen Fußkrallen ein historisch-volkstümliches Werkzeug, den sogennanten Donnerkeil. Dieser Donnerkeil hat eine gegenläufige, spiralförmige Oberfläche und nicht wie üblich spitzzulaufende, sondern fiossenförmige Enden.Der Donnerkeil wurde ab dem I6.Jahrhundert symbolisch als Blitzstrahl dargestellt, deshalb wurde er auch als Fluch mit den versteinerten Enden urzeitlicher Kopffüßler im Volksglauben als mit dem Blitz niedergefahrene Keile angesehen.Auf dem Reiterstandbild Friedrichs des Großen befindet sich unter den Linden in Berlin als oberen Abschluss der selbe symbolische Adler wie auf dem Sulzfelder Denkmal-Abschluss. Dieser nach links schauende Adler mit Donnerkeil wurde wie schon erwähnt vom Berliner Bildhauer Christian Damiel Rauch entworfen und genau so wie das gesamte Relief von der WMF in galvanoplastischem Kupfer hergestellt.Unter dem Adler mit Donnerkeil ist noch in einer rechteckig umrahmten Tafel die römische Nr. III eingegossen. Diese Zahl 3 verweist auf die 3 Batterie des Artillerie Regiments Nr. 50 welche bei dem Feldzug gegen Frankreich
an vorderster Front eingesetzt war und bei der Einweihung des Kriegerdenkmals am I. September 1895 anwesend war. Diese Tafel mit der Nr. III ist mit dem konisch verlaufenden oberen Ende des runden Stabilisiertmgsstab durch zwei C-förmige frei endende Profile verbunden. Übrigens ist am noch stehenden Kriegerdenkmal in Ismaning bei München das gleiche Kriegsemblem-Reliefwie bei der Sulzfelder Germania angebracht.

                   

 


 

Der Denkmal - Einfriedungszaun

Bevor der Einfriedungs-Zaun als trennender Schutz für das Sulzfelder Germania Denkmal montiert werden konnte, musste das zur Verfügung gestellte Terrain vor der Evangelischen Kirche dem fallenden Gelände angepasst werden. Dazu wurden i5o cm lange 15 cm breite und 30 cm hohe Sandstein-Randeinfassungen je nach der Gefälle-Situation im Boden eingelassen und oben im Wasser gerade verlegt. Zwischen der dritten Fundamentplatte, wurde ein Erdstreifen von ca. 60 cm Breite für Blumen frei gelassen. Links vom Denkmal-Terrain wurden die podestartigen Treppenstufen mit einer Steigung von ca. 14 cm in der alten Geländeausführung belassen. Rechts vom Denkmal-Terrain konnte man mit leichtem Gefälle über die etwas weiter vorne eingebaute Brückenwaage sowie vom Rathaus-Eingang ohne Stufen hinter dem Denkmal in die Kirche hinein gehen.

Die oberste Sandstein-Randstufe, auf welcher mittig der schmiedeeiserne Einfriedungs-Zaun befestigt wurde,
hatte ein Außenmaß von 33° cm im Quadrat. Dieser einmalige schmiedeeiserne Einfriedungs-Zaun hat der Blechnermeister und Kirchengemeinderat Wilhelm Hoffmann (geb. 186I, gest. 1946) in seiner damaligen Werkstatt in der Hauptstraße links vom heutigen Anwesen Hans Beck, hergestellt. Wilhelm Hoffman war ein Handwerkskünstler und konnte alles, was aus Eisen, Blech und Guß war bearbeiten. Als Beispiel hatte er das Guß-Gehäuse der Schulturm-Uhr aufgebaut.
Der quadratische Einfriedungs-Zaun war 88 cm hoch und hatte an den vier Ecken verstärkte Vierkant-Eckpfosten,
welche 20 cm tief in die obere Sansteinstufenplatte eingelassen und mit Beton vergossen waren. Das Schmiedeeiserne Gitter war mit Vierkant-Eisenstäben hergestellt und wurde mit umlaufendern Ornamentstäben miteinander verbunden.
Auf der hinteren Seite zur Kirche hin war ein 60 cm breiter Gehflügel in der Form und der Höhe des übrigen Einfriedungs-Zauns eingebaut. Dieser Gehflügel wurde mit zwei innen liegenden Zapfenbfindern drehbar an die ebenfalls verstärkten Anschlußpfosten angeschweißt. Zum Abschließen war am inneren, oberen Ende eine sogenannte Schleuder mit flachem  Lochgegenstück angeschraubt. Durch dieses Loch wurde mit einem Hangschloß der Gehflügel und damit das Innere des Denkmal-Terrains abgesichert. Der gesamte Zaun war eine totale Einzel-Anfertigung. Weder im Internet noch in mehreren Fachbüchern über Schmiedeeisen habe ich eine Zaunform gefunden, welche so wie unsere Denkmal-Einfriedungs-Zaun in der Optik ausgesehen hat. Mehrere alte Fotografien vom Denkmalzaun wurden von mir bis zu 5oo-fach mit einem Kopierer vergrößert, dadurch konnte man, fast jedes Detail erkennen. Dabei stellte ich fest, daß der obere Abschluß des Gitters in der Form der Krone des Badischen Großherzogs nachempfunden wurde.
Damals I885 wurde vor allem in Sulzfeld der Großherzog sehr verehrt, allerdings bezweifle ich, daß er jemals dieses Zaun-Kleinod wahrgenommen hat. Denn für so eine Kleineigkeit hatte der vielbeschäftigte Großherzog bestimmt keine Zeit.

In dieser sogenannten Gründerzeit zwischen i875 und 19oo sind sehr viele 'ähnliche schmiedeeiserne Zäune angefertigt worden, Ich hatte die Hoffnung, irgendwo ein baugleiches Gitter zu finden, deshalb wurden von mir im Umkreis von ca. 6o km und in den Städten alle ähnlichen Zäune oder Gitter fotografiert. Es liegen mir über 50 Bild-Dokumentaùonen vor. Kein einziger
Zaun besitzt unseren stabförmigen Kronenabschluß. Auch in meinen vielen kunsthistorischen Büchern habe ich europaweit keinen solchen Kronenabschluß entdeckt. Alle haben einen dolch- degen-, hellebarden-, oder herzförmigen Stabspitzen-Abschluß.
Der Handwerkskünstler Wilhelm Hoffman hat zuerst 80 kronenartige obere Abschlußspitzen in einer extra angefertigten Gesenkform heraus geschmiedet. Danach hat er diese Kronenspitzen durch das altbewährte Feuerschweißen mit den ebenfalls rotglühenden 2 cm groflen VierkantEisenstabenden durch Aufdrücken fest verschweigt. In der gleichen Weise hat er die  bogenförmigen Rundeisen-Stiele ca. 7 cm unterhalb der Kronenspitzen mit Feuerschweißen angeschweißt. An diesen freien Enden sind I6o Stück einem nachempfundenen elyptischen Efeublatt wie oben angeschweißt worden. Auch diese Efeu-Blätterform hatte er in einer Gelenkform geschmiedet. An dem nun folgenden waagrecht verlaufenden Quereisenstab wurden in der freien Mitte 72 Stück ebenfalls kronenformähnliche Dekore mit %5 cm runden Zapfen nach unten hängend in einem passend gebohrten Loch feuerverschweißt.
Die ca. 7 Grad schräg verlaufenden Vierkant-Eisenstäbe wurden am oberen Querstab zusammen mit dem geraden Kronenstab mit einer geschmiedeten flachrunden Eisenklammer verbunden und durch Erhitzen festgeklemmt. Am unteren Querstab wurden die V-förmigen Enden der schrägen Stäbe ebenfalls wie oben beschrieben mit einer erhitzten Eisenklammer festgeklemmt. Zusätzlich hatte er an dieser Stelle ein vorher geschmiedetes aufblühendes Akanthus-Blatt, welches hier für den Sieg gegen Frankreich steht, mit eingeklemmt. Ab dem unteren Querstab verlaufen nun alle 80 Stäbe und die 4 Eckpforten parallel nach unten, wo sie in den Sockelrandstein eingelassen und mit Beton ausgegossen wurden.
Als nun endlich dieser einmalige Einfriedungs-Zaun fertig montiert war, hatte man diesen noch mit graphitgrauem Mennige (Rostmittel grundiert und anschließend mit schwarzer Farbe überstrichen.

 


 

Einweihung des Denkmals

Zur Einweihungsfeier des Sulzfelder Germania Denkmals am I. September x895 wurden alle Veteranen-, Kriegs- und Militärvereine vom gesamten Kraichgau eingeladen. Zusätzlich hat der Sulzfelder Militärverein in der Eppinger Zeitung eine 17 x Il cm große Anzeige mit Programm abdrucken lassen.
Der Eppinger Kriegerverein hatte am selben Tag ebenfalls seine Mitglieder in der Eppinger Zeitung zur Einweihungsfeier eingeladen.

Weil anläßlich dieser Einweihungsfeier auch der Bezirksabgeordneten-Tag stattfand, wurden um 13.oo Uhr alle Abgeordneten zu einer Besprechung mit dem Präsidenten des Badischen Militärrverbundes in den Sulzfelder Rathaus-Saal zu einer ½ stündígen geschlosssnen Versammlung gebeten.Gegen 14.oo Uhr kam der Festzug von der Bahnhofstraße vor dem Germania-Denkmal am Kirchenvorplatz an. Vom Vorsitzenden des Sulzfelder Militärvereins Freiherr Felix Göler von Ravensburg, begleitet von drei Salven der Artillerie» wurde das Denkmal enthüllt.
Nun übergab Felix Göler voller Stolz das Denkmal an die Bevölkerung. Danach sang der Sulzfleder Liederkranz die Lieder „Großer Gott wir loben Dich" und „Freude schöner Götterfunken«. Pfarrer Purpus sprach in seiner kurzen Rede von Gottes vollbrachten guten Taten und segnete das Denkmal.
Bei den nun folgenden Ansprachen vom Bürgermeister Johann Pfefferle und General Röder wurde überwiegend auf die symbolische Aussagekraft der Germania als äußerst gelungenes Denkmal hingewiesen. Anschließend verlas der Johanniter Freiherr Ernst August Göler von Ravensburg alle Kriegsteilnehmer und die drei Gefallenen Namen, welche auf dem Denkmalsockel eingemeißelt sind. Nun wurde an den Großherzog ein Huldigungs-Telegramm abgesandt. Um 2I.oo Uhr verlaß der Gauvorsitzende Wìttmer die Antwort des Großherzogs, welches mit großem Beifall und Jubel von allen Festtagsteilnehmem begleitet wurde. Die danach abgehaltenen Festbälle im Gasthaus zum Ochsen zum Schwanen und zum badischen Hof waren für alle eine wohltuende Abwechslung nach all den offiziellen Handlungen. Dabei wurde getanzt, gesungen, diskutiert und fröhlich gezecht. Die Sperrstunde wurde aus gegebenem Anlaß von ursprünglich 24.00 Uhr auf 3.00 Uhr nachts verlegt.

 

Zum ehrenden Gedächtnis wurde zusätzlich zum Denkmal als reine Sulzfelder Angelegenheit in die rechte innere Kirchen-Wand bei der Treppe eine 9° x 60 cm grofie Gedenktafel aus Sulzfelder Sandstein mit profilierter Umrahmung 3 cm aus der Wand herausragend eingemauert. In dieser Gedenktafel sind die drei Sulzfelder Gefallenen Helden vom i87o -71 ev. Krieg gegen Frankreich in goldunterlegten Namen mit folgender Würdigung bedacht:

Die Teilnehmer des Fest- Gottesdienstes hatten vor dem Verlassen der Kirche an dieser mit Girlanden geschmückten Gedenktafel ihre Ehrerbietung vollzogen.

Diese Gedenktafel ist noch heute im Original Zustand am selben Platz in der Evangelischen Kirche in Sulzfeld zu sehen.

Am darauffolgenden Montag dem sogennanten Sedanstag, war eine allgemeine Volksbelustigung auf dem Festplatz
in den Sperbelwiesen, dort wo heute das Rathaus, der Kindergarten und die Blanc + Fischerschule steht, abgehalten worden.

 


 

Mahnwachen am Germania Denkmal

In den Jahren von I895 bis I9x4 wurden am Sulzfelder Germania Denkmal bei historischen Gedenkfeiern ,Mahnwachen« aufgestellt.
Dies war vor allem am Sedanstag dem 2. Sept. der Fall, denn an diesem Tag haben die Franzosen 187o in Sedan kapituliert.
Sowie am 30.Januar dem Tag der formellen deutschen Reichsgründung von I87I im französischen Schloß Versailles. Auch am 1o. Mai dem Tag des Friedensvertrags von Frankfurt am Main wurde gefeiert. An diesen historischen Tagen wurden durch den Sulzfelder Militärverein Aufmärsche vorbei am Germania Denkmal vor dem zwei Soldaten-Mahnwachen standen, vorgenommen. Bei diesen Gedenkfeiern wurde immer wieder auf die symbolische Bedeutung und Aussagekraft der Sulzfelder Germania hingewiesen.
Die beiden Mahnwache haltenden Artillerie-Veteranen waren mit einer bunten Felduniform bekleidet, was ein besonderes Erscheinungsbild abgab. Die Kopfbedeckung, ein dunkelbrauner Lederhelm, hatte vorne auf der Stirnseite den preußischen Adler als Messing-Emblem eingenietet. Der Halteriemen aus speziellem, hartem aber beweglichen Leder war seitlich am Helm
mit SpezialNieten befestigt. Als Schutz vor Säbelhieben war oben eine pickelartige Kugelspitze aus Messing mit vier Nieten befestigt. Die Feldanzugs-Jacke war dunkelblau und mit sechs Zierknöpfen aus Messing versehen. Am schwarzen Kragen war als Randverst'ärkung ein roter Vorstoß eingenäht. Auch die Abschlüsse der Ärmel - Manschetten waren ebenso mit rotem Vorstoß verstärkt. Auf der Schulterklappe hatte der rechte Soldat als Obergefreiter zwei hellgraue Balken und der linke als Gefreiter einen Balken. Der weichlederne Bauchgürtel, welcher auch als Patronentasche benützt wurde, war vorne mit einer stabilen Klemmschnalle versehen. Am abgewinkelten rechten Arm hält jeder Soldat ein Werdergewehr, welches mit der  Brustauflage auf dem Boden aufgesetzt war. Die schwarze Hose mit roten Seitenstreifen war über die ledernen Schnürschuhe gestülpt.

Immer wenn die marschierendenden Vereins-Mitglieder am Denkmal vorbei defilierten, grüßten die beiden Mahnwachen und die daneben stehenden Honoratioren mit freundlichem Lächeln zurück. Der Artilleriebund „St. Barbara“ welcher 19oo vorwiegend von den Mitgliedern des Sulzfelder Militärvereins gegründet wurde, hatte die Ausführung und die Erhaltung der oben genannten Gedenktage mit Mahnwachen auf Ihre Fahnen geschrieben, auch wurde unter Ihrer Federführumg fast alle Schützen-, Sänger- und Turnerfeste in das Ritual des vorbei paradieren des Vereinsabgeordneten am Germania Denkmal ausgeweitet. Warum dieser Artillerie-Bund „St. Barbara" genannt wurde, geht auf eine Legende zurück, in der die heilige Barbara als Nothelferin bei zu frühem Tod von sehr jungen Soldaten angerufen wurde. Weil die mahnwachehaltenden Veteranen nach der Zeremonie den ganzen Festtag lang kostenlos Essen und Trinken konnten, war das Wache stehen sehr begehrt und weshalb es oft Streit unter den Bewerbern gab. Daraufhin wurden die wachehaltenden Veteranen durch das Los bestimmt.

 


 

Abbau, Umsetzung und Verbleib des Denkmals

Das Sulzfelder Germania Denkmal stand 73 Jahre lang direkt vor der Evangelischen Kirche. Alle Kirchenbesucher mussten an dem Denkmal vorbei, um in die Kirche zu kommen. Wahrscheinlich hat so mancherKirchenbesucher, welcher keinen Bezug mehr zu dem Krieg von 1870 / 71gegen Frankreich hatte, im Stillen über eine Entfernung dieses „Hindernisses'' nachgedacht. Solche Gedanken hatten auch einige kirchlichen Gemeinderäte, bei welchen die vorherrschenden Meinung vertreten wurde, daß eine schwertführende Dame vor der Kirche ein Widerspruch zum christlichen Glauben sei. Wenn dies so war, möchte ich darauf hingewiesen, daß die Sulzfelder Germania das Schwert nicht nach oben als Kampfansage 'führt, sondern nur gegen einen möglichen Angreifer als mahnende Drohung das Schwert in der Scheide festhält. Eine solche mahnende Darstellung zeigt wie schon mehrmals erwähnt eine Abwehrhaltung, welche doch nicht gegen den christlichen Glauben verstößt. Alleine im Kraichgau stehen mehr als 30 Denkmäler mit nach oben gehaltenem Schwert, heute noch vor evangelischen sowie katholischen Kirchen.

Von verschiedenen politischen Gemeinderäten wurde das Argument vorgetragen» daß Sulzfeld doch keine drohende Germania gegen Frankreich zeigen kann, wenn die Partnerschaft mit der französichen Stadt Avice eingeleitet wurde. Dazu möchte ich erwähnen, daß die Franzosen kein einziges Denkmal, welches in der symbolischen Aussage gegen Deutschland gerichtet ist, abgebaut haben. Diese Denkmäler wurden im Gegenteil sogar von Fachleuten restauriert. Im Elsaß gibt es mehrere regelrechte Denkmal-Prozessionsstraßen an dessen Kreuzungen Denkmäler» die sich in der Aussage gegen Deutschland richten, stehen.
Es war nur noch eine Frage der Zeit, bis bei den kirchlichen und bei den politischen Gemeinderäten eine Mehrheit für den Abbau und der Entfernung des Germania-Denkmals zustande kam. Für die Kirchen- und die Gemeinde-Verwaltung von Sulzfeld war danach die Genehmigung das Denkmal abbauen zu dürfen eine Kleinigkeit. Im Zuge der Umgestaltung des Kirchenvorplatzes mitte des Jahres 1968 war es dann so weit.
Die Fa. Hagenbucher rückte mit Ihrer Raupe an und begann mit den Vor" arbeiten des Abbaus. Weil der untere Kupferblechsockel verbogen und an den Befestigungen der Füße der Germania verklemmt war» wurden beim Hochheben die Füße unbeabsichtigt teilweise abgerissen. Die Germania wurde dann in das alte Rathaus gebracht, wo sie von einer Ecke zur anderen Ecke gestellt wurde. Es war vorherzusehen, daß bei diesem hin undher die Füße dann vollständig vom oberen Teil abgebrochen sind, weshalb man sie bis heute nur noch liegend lagern kann.
Verschiedene Gemeinderäte machten den Vorschlag das Germania-Denkmal vor dem Gölerischen Friedhof gut sichtbar zwischen Kirche und dem Rathaus aufzustellen.
Dieses Vorhaben scheiterte aber am Widerspruch des Familien-Clans derGöler. Auch war im Sulzfelder Haushalt damals kein Geld für die eigentlich relativ günstige Reparatur der Füße der Figur vorhanden. Nach dem Abriss des alten Rathauses im März I98o wurde die Germania in den Keller des neuen Rathauses gelegt. Beim Hochwasser vom 20. März 2002, als der Keller des neuen Rathauses bis zur Decke unter Wasser stand, wurde die Germania wiederholt sehr in Mitleidenschaft gezogen.

Genau 38 Meter vom Randstein der Hauptstraße entfernt, steht heute noch der Denkmalsockel rechts hinter der Kirche auf der Ostseite des alten Kirchhofes. Die vier Segmentteile des Sockels wurden mit der Rampe der Firma Hagenbucher auf einem extra dazu ausgehobenen Betonfundament fachmännisch und genau so wie vor der Kirche gestanden, aufgebaut. Zwischen den einzelnen Preßfugen der Segmente wurde Lehm zum Ausgleich der kleinsten Unebenheiten aufgetragen. Der Denkmal-Sockel steht noch heute bombenfest auf diesem Platz. Allerdings kann man die Städte-Namen auf der Gefechtsortsleiste wegen Verwitterung kaum noch lesen. Auch sind die oberen Namen auf der Ostseite des Hauptwürfels ebenfalls stark verwittert, man kann diese nur noch andeutungsweise erkennen.

Am meisten verwittert ist der künstlerisch einmalige Kugelfries, welcher durch das Wasser, das ständig über das kantige Gesims des Kugelfrieses läuft, verursacht wurde.

 


 

Quellenverzeichnis

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