Das Germania Denkmal
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- Kategorie: HISTORIC
- Erstellt am Sonntag, 15. Januar 2012 23:52
- Zuletzt aktualisiert am Mittwoch, 10. Oktober 2012 17:22
- Geschrieben von J. Riedinger
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Abbau, Umsetzung und Verbleib des Denkmals
Das Sulzfelder Germania Denkmal stand 73 Jahre lang direkt vor der Evangelischen Kirche. Alle Kirchenbesucher mussten an dem Denkmal vorbei, um in die Kirche zu kommen. Wahrscheinlich hat so mancherKirchenbesucher, welcher keinen Bezug mehr zu dem Krieg von 1870 / 71gegen Frankreich hatte, im Stillen über eine Entfernung dieses „Hindernisses'' nachgedacht. Solche Gedanken hatten auch einige kirchlichen Gemeinderäte, bei welchen die vorherrschenden Meinung vertreten wurde, daß eine schwertführende Dame vor der Kirche ein Widerspruch zum christlichen Glauben sei. Wenn dies so war, möchte ich darauf hingewiesen, daß die Sulzfelder Germania das Schwert nicht nach oben als Kampfansage 'führt, sondern nur gegen einen möglichen Angreifer als mahnende Drohung das Schwert in der Scheide festhält. Eine solche mahnende Darstellung zeigt wie schon mehrmals erwähnt eine Abwehrhaltung, welche doch nicht gegen den christlichen Glauben verstößt. Alleine im Kraichgau stehen mehr als 30 Denkmäler mit nach oben gehaltenem Schwert, heute noch vor evangelischen sowie katholischen Kirchen.
Von verschiedenen politischen Gemeinderäten wurde das Argument vorgetragen» daß Sulzfeld doch keine drohende Germania gegen Frankreich zeigen kann, wenn die Partnerschaft mit der französichen Stadt Avice eingeleitet wurde. Dazu möchte ich erwähnen, daß die Franzosen kein einziges Denkmal, welches in der symbolischen Aussage gegen Deutschland gerichtet ist, abgebaut haben. Diese Denkmäler wurden im Gegenteil sogar von Fachleuten restauriert. Im Elsaß gibt es mehrere regelrechte Denkmal-Prozessionsstraßen an dessen Kreuzungen Denkmäler» die sich in der Aussage gegen Deutschland richten, stehen.
Es war nur noch eine Frage der Zeit, bis bei den kirchlichen und bei den politischen Gemeinderäten eine Mehrheit für den Abbau und der Entfernung des Germania-Denkmals zustande kam. Für die Kirchen- und die Gemeinde-Verwaltung von Sulzfeld war danach die Genehmigung das Denkmal abbauen zu dürfen eine Kleinigkeit. Im Zuge der Umgestaltung des Kirchenvorplatzes mitte des Jahres 1968 war es dann so weit.
Die Fa. Hagenbucher rückte mit Ihrer Raupe an und begann mit den Vor" arbeiten des Abbaus. Weil der untere Kupferblechsockel verbogen und an den Befestigungen der Füße der Germania verklemmt war» wurden beim Hochheben die Füße unbeabsichtigt teilweise abgerissen. Die Germania wurde dann in das alte Rathaus gebracht, wo sie von einer Ecke zur anderen Ecke gestellt wurde. Es war vorherzusehen, daß bei diesem hin undher die Füße dann vollständig vom oberen Teil abgebrochen sind, weshalb man sie bis heute nur noch liegend lagern kann.
Verschiedene Gemeinderäte machten den Vorschlag das Germania-Denkmal vor dem Gölerischen Friedhof gut sichtbar zwischen Kirche und dem Rathaus aufzustellen.
Dieses Vorhaben scheiterte aber am Widerspruch des Familien-Clans derGöler. Auch war im Sulzfelder Haushalt damals kein Geld für die eigentlich relativ günstige Reparatur der Füße der Figur vorhanden. Nach dem Abriss des alten Rathauses im März I98o wurde die Germania in den Keller des neuen Rathauses gelegt. Beim Hochwasser vom 20. März 2002, als der Keller des neuen Rathauses bis zur Decke unter Wasser stand, wurde die Germania wiederholt sehr in Mitleidenschaft gezogen.
Genau 38 Meter vom Randstein der Hauptstraße entfernt, steht heute noch der Denkmalsockel rechts hinter der Kirche auf der Ostseite des alten Kirchhofes. Die vier Segmentteile des Sockels wurden mit der Rampe der Firma Hagenbucher auf einem extra dazu ausgehobenen Betonfundament fachmännisch und genau so wie vor der Kirche gestanden, aufgebaut. Zwischen den einzelnen Preßfugen der Segmente wurde Lehm zum Ausgleich der kleinsten Unebenheiten aufgetragen. Der Denkmal-Sockel steht noch heute bombenfest auf diesem Platz. Allerdings kann man die Städte-Namen auf der Gefechtsortsleiste wegen Verwitterung kaum noch lesen. Auch sind die oberen Namen auf der Ostseite des Hauptwürfels ebenfalls stark verwittert, man kann diese nur noch andeutungsweise erkennen.
Am meisten verwittert ist der künstlerisch einmalige Kugelfries, welcher durch das Wasser, das ständig über das kantige Gesims des Kugelfrieses läuft, verursacht wurde.
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