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Das Herz von Sulzfeld und die Dorftore

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Das Herz von Sulzfeld und die Dorftore


Nach den fränkischen Gräberfunden am Bubenlauf zu urteilen, muss das Herz von Sulzfeld ca. 650 n. Chr.
von fränkischen Freibauern zusammen mit der damals gerade entstehenden ansässigen Oberschicht angelegt
worden sein. Aus dem ungeschützten ur-sulzfelder „Solisfeldia“-Weilergassengebiet übersiedelten dann nach
und nach die Halbfreien, die Unfreien und die Handwerker in das Herz von Sulzfeld.

„Solisfeldia“, d. h. Sonnenfeld, wurde das Dorf von der römischen Besatzungsmacht genannt, weil im gesamten
Sulzfelder Gebiet die Sonne in jede Ritze der Felder hinein scheint. Die Römer nannten die von ihnen gebaute
Seemühle „Wilremühle“, was „Mühle am Weiler“ bedeutet.

Südlich dieser Wilremühle am Gollerbach (heute Kohlbach) muss ein Abkömmling des Römers Ravainiam,
der als erster auf dem Ravensburghügel ein Schloss baute, sein Zuhause als Fischer gehabt haben.

Er nannte sich Fischer Ravan vom Gollerbach. Von ihm haben dann später die Göler von Ravensburg
wahrscheinlich ihren Namen abgeleitet. Dieser Fischer Ravan vom Gollerbach gehörte durch seine
Abstammung schon damals zur Oberschicht.

Eine Nachfahrin von ihm heiratete möglicherweise einen fränkischen Freibauer, der auf dem Platz des heutigen
Amalienhofes seinen Bauernhof hatte. Aus dieser Familie entstand die damals herrschende Oberschicht.

Später verlegte die Oberschicht aus Sicherheitsgründen ihren Sitz auf das Gelände der späteren Tiefburg,
dem heutigen Rentamt.

Das weltgestalterische Organisationstalent dieser fränkischen Oberschicht hatte dann Sulzfeld mit einer
Siedlungsachse parallel zum Gollerbach aus Sicherheitsgründen mit genügend Abstand zum vorherrschenden
Sumpfgebiet angelegt.

Dieses Sumpf- und Quellgebiet im Bereich des heutigen Rathauses und des Alters- und Pflegeheims
„Auf der Gänsweide“ wurde von ihnen „Suhl“ genannt. „Suhl“ ist das altdeutsche, ur-fränkische Wort für Sumpf.
Deshalb ist anzunehmen, dass die erste Silbe des Ortsnamens Sulzfeld aus dem Wort „Suhl“ entstanden ist.

Es muss noch erwähnt werden, dass die Tiefburgbewohner – genau wie die Römer – ihre heilenden Bäder
in den warmen Quellen nahmen.

Die aus den freien Bauern und dem herrschenden Adelsgeschlecht hervorgegangenen Großgrundbesitzer
bauten im 8. Jahrhundert unter der Obhut des herrschenden Gaugrafen Wolfram die Tiefburg in ihren
Grundzügen auf. Im 9. Jahrhundert wurde dann die Tiefburg vom Gaugrafengeschlecht derer von Oetingen
zu einer Wasserburg umgebaut.

Der Wassergraben dazu wurde dem Gefälle entsprechend durch einen Kanalabzweig des Lohnbachs mit Wasser versorgt,
denn die Lohnbach führte damals fast so viel Wasser wie die Kohlbach. Der Einlauf in den Wasserburggraben wurde durch
ein Deichel-Rohrsystem unter der Hauptstraße hindurch beim späteren Südtor vorgenommen. Bei den Kanalarbeiten für
die Wasserversorgung von Sulzfeld wurden 1928 genau an dieser Stelle Reste eines Knübeldammgeflechts gefunden,
das als Wasserführung zum Wasserburggraben verwendet wurde.

Auch hat man im Bereich der Tiefburg beim Abwasserkanalbau 1950 verschiedene Bauwerksreste wie Balken,
Stützen und Verstrebungen gefunden.

Diese Grabungsfunden beweisen, dass das heutige Rentamtgebäude zu diesen Zeiten eine mit Wassergraben
umgebene, bewohnte Tiefburg gewesen ist. Der damals vorherrschende kriegerische Geist verlangte, dass
Sulzfeld wohnsicher und abwehrfähig sein musste. Deshalb wurde die Tiefburg am südlichen Dorfeingang
so angelegt, dass diese wie ein Bollwerk durch hohe Mauern und Schießscharten festungsartig wirkte.

Am nördlichen Dorfeingang war das alte, untere Schloss mit hohen Mauern entlang der Königstraße abgesichert.

Auf der westlichen Seite – entlang der Süd-Nord verlaufenden Hauptstraße – wurden die Bauern- und Bürgerhäuser
so eng aneinander gebaut, dass diese fast wie eine Ummauerung wirkten. Die Herrschaften konnten in ihre
Tiefburg nur von der abgesicherten Hauptstraßenseite durch das Tor, vorbei an einem Torwärter, hineingelangen.

Vor dem östlichen Dorfeingang war vor allem das Sumpfgebiet entlang dem Gollerbach ein natürlicher Schutz,
trotzdem wurde das klassische Osttor zusätzlich erbaut.

Als die herrschenden Grafen von Oetingen im 8. Jahrhundert feststellten, dass die Bevölkerung sich nach und
nach vom Heidentum abwandte und sich dem Christentum zuwandte wurde mitten im abgesicherten Herzen
von Sulzfeld die erste Holzkirche auf den heutigen Kirchenplatz gebaut.

Die Baumeister der drei Sulzfelder Dorftore waren technisch begabt, voller Kraft um gute Konstruktionen bemüht
und besaßen ein Gefühl für Stil, das seither nicht wieder erreicht wurde. Dies beweisen die nachfolgenden
Beschreibungen und Skizzen, auf denen eine Harmonie zwischen benachbarten Gebäuden erkennbar ist.

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